An vielen Orten

Von Michaela Krimmer · · 2011/12

Vielleicht sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass der Mensch nur an einem Ort lebt. Mobilität bestimmt das Leben auf vielen Ebenen. Durch Arbeit, Flucht, Urlaub, Konsum, Freundschaften, Familienangehörige und auch Güter sind wir dermaßen mit der Welt vernetzt, dass wir nicht mehr nur an einem Ort leben – kulturell gesehen. Menschen schaffen sich Lebens- und Kulturräume über Grenzen hinweg. Und nicht zuletzt technische Hilfsmittel – vom Flugzeug bis zum Handy – ermöglichen diese kulturelle Mobilität. Die Sehnsucht nach etwas treibt die Menschen dazu, nicht immer am selben Ort zu bleiben. Und das kann Freiheit genauso wie Zwang bedeuten.

Mobilität und Vernetztheit ist natürlich nichts Neues. Schon immer brachen Menschen auf und suchten ihr Glück woanders. Die pazifischen Inseln sind ein deutliches Beispiel, wie wichtig Mobilität für die dortigen Gesellschaften war und noch immer ist. Sie bildet Allianzen, ist eine Anpassung an die Natur oder sichert das Überleben – und ist selbst immer wieder einem Wandel unterworfen.

Das was neu ist: Mobilität ist schneller geworden und geht weiter. Auch hat sich der Blick darauf verändert. Es wird immer selbstverständlicher, dass Menschen über Grenzen hinweg verbunden sind. Transnationalismus, Netzwerkgesellschaft, Weltgesellschaft sind nur einige der Begriffe, mit denen die Wissenschaft unsere mobile Welt beschreibt.

Gegen die Schnelligkeit der heutigen Mobilität hat der Weltenwanderer Gregor Sieböck ein Heilmittel gefunden: bewusste Langsamkeit – und gerade das lässt ihn die ganze Welt sehen. Zu Fuß hat er den Globus umrundet und hat durch das Gehen zu sich und Zeit gefunden und lernt Menschen und Kulturen kennen. Was keine Selbstverständlichkeit ist. Denn Reisen und Mobilität müssen nicht Weltoffenheit bedeuten. Allein der Zugang zu Mobilität ist auf der Welt extrem ungerecht verteilt: 96 Prozent der Weltbevölkerung haben noch nie ein Flugzeug von innen gesehen. Für eine weltoffene Gesinnung braucht es ganz anderes als eine Vielflieger-Bonuskarte. Dazu braucht es vor allem eine Mobilität: die geistige. Und dann kann auch die physische Mobilität das bewirken, was ihr viele PhilosophInnen nachsagen: den Tod für Vorurteile.

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