Blaue Tage. Eine Kindheit in Medellín

Von Werner Hörtner · · 2009/06

Fernando Vallejo

Autobiographie. Aus dem Span. von Elke Wehr. Verlag Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008, 223 Seiten, € 23,50

Der kolumbianische Autor, der seit vielen Jahren in Mexiko lebt, macht aus seinem Hass auf seine Heimat kein Hehl. Als er 2003 den renommierten Literaturpreis Rómulo Gallegos erhielt, stiftete er die Preissumme für die Pflege aufgelesener Straßenhunde in Venezuelas Hauptstadt Caracas.

Der 1942 in Medellín geborene Fernando Vallejo schildert die Jahre seiner Kindheit und Jugend. Er ist ein eher distanzierter Berichterstatter; nur selten kommen ihm die Emotionen hoch, etwa wenn er sich an die furchtbare Schulzeit bei den Salesianern in Medellín erinnert. Hier wurde wohl der Grundstein gelegt für Vallejos wütende Menschenverachtung. „Tonsurtragende Satansschergen“ nennt er seine Lehrer: „Besser, ich wäre nie geboren worden! Ich tausche hundert Jahre Fegefeuer oder Hölle für die sechs Jahre ein, die ich dort verbrachte.“ Zum physischen Terror in der Schule kann noch der moralische: die frevelhafte Beichte, wenn etwas vergessen oder verschwiegen wird, die Sünde des Gedankens …

Ein blauer Schleier liegt über diesen fernen Tagen, in denen noch die Phantasie die Wirklichkeit ertragbar machen konnte. Doch die Stumpfheit und Falschheit der Mitwelt, die Grausamkeiten des Lebens belasten den Heranwachsenden immer stärker. Und so wird aus dem Kind ein Mensch „mit beschädigtem Herzen und mit kranker Seele“, wie Vallejo sich selbst charakterisiert. Mit diesem Selbstporträt der Kindheitsjahre wird Vallejos Weltbild, seine Entwicklung zum Misanthropen verständlich.

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