Bleiben oder zurückgehen?

Von Liam Anderson · · 2017/11

Burundische Flüchtlinge stehen vielfach vor der schwierigen Entscheidung, in überfüllten Flüchtlingscamps zu bleiben oder in die Unsicherheit zurückzukehren.

12.000 Flüchtlinge in Tansania haben sich für eine freiwillige Rückkehr nach Burundi registrieren lassen. Die Krise in ihrem Herkunftsland, die 2015 im Zuge von Wahlunruhen ausbrach, ist bei weitem nicht beendet. Während manche Refugees Sit-ins abhalten, um die Abwicklung für die Heimkehr zu beschleunigen, haben viele andere Angst davor, zurückzugehen.

Das UNHCR verzeichnet immer noch über 400.000 burundische Flüchtlinge, 240.000 davon allein in Tansania. Und es kommen nach wie vor neue dazu.

Burundis Regierung ruft Flüchtlinge auf, zurückzukehren, das Land sei jetzt sicher. Unterstützung dafür kommt vom tansanischen Präsidenten John Magufuli.

Amnesty International berichtete allerdings Ende September, dass sich viele BurundierInnen zur Rückkehr gedrängt fühlen.

Das Leben im Flüchtlingscamp ist aus ganz unterschiedlichen Gründen schwierig: Es gibt wenig Raum, wenig Ressourcen, und die Sicherheitslage ist ein Problem. Im Nduta Camp etwa wurden die Essensrationen gekürzt. Flüchtlinge sind unterernährt. In der Folge kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen.

Aber auch in Burundi sind die Menschen als Folge der Krise mit Lebensmittelmangel, hoher Arbeitslosigkeit sowie Engpässen bei Strom und Gas konfrontiert. Zudem berichten NGOs und RückkehrerInnen über kontroversielle Anklagen durch den Staat sowie die Forderung von „Abgaben“.

Die politische Unsicherheit bleibt. Verschiedenste Berichte bezichtigen Burundi und Präsident Pierre Nkurunziza, autoritär zu agieren und systematisch Menschenrechte zu missachten. Burundis Regierung weist das vehement zurück. Sie macht weiter Schritte in Richtung einer umstrittenen Verfassungsänderung, die Nkurunziza eine weitere Amtszeit erlauben würde.

Gerade viele jener, die im Zuge der Proteste gegen eine mögliche weitere Amtszeit von Nkurunziza flohen, erkennen keinen Peacebuilding-Prozess, sondern Entwicklungen zu einem Einparteien-Staat.

Das zentrale Problem der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit bleibt ungelöst. Wodurch viele Flüchtlinge vor der schwierigen Wahl stehen, das Risiko einer Rückkehr nach Burundi zu wagen oder in den Camps zu bleiben.

Liam Anderson studierte Sozialanthropologie und Internationale Entwicklung. Er schreibt v.a. zu den Themen Sicherheit, Transparenz und Menschenrechte auf Websiten wie Think Africa Press, openDemocracy, Asia Times und für den Guardian.

Der Text erschien zuerst in einer längeren Version auf: www.globalvoices.com

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