Christian Felber: 50 Vorschläge für eine gerechte Welt

Von Irmgard Kirchner · · 2006/12

Gegen Konzernmacht und Kapitalismus

Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2006, 336 Seiten, EUR19,90

„There is no alternative“, sagte Margaret Thatcher über den Neoliberalismus. Und genau mit diesem „TINA-Märchen“ will der Autor des Buches, einer der Mitbegründer von Attac Österreich, aufräumen. Denn das wertvollste Kapital des Neoliberalismus seien Menschen, die glauben, nichts verändern zu können und es daher nicht einmal versuchten.
Der Autor skizziert 18 Problemkreise (formuliert als Forderungen): von „Bändigung der Finanzmärkte“ über „Technologietransfer statt globalem Patentschutz“ bis zu „Ökologischer Gerechtigkeit“ und „Neue Werte“.
Nach einer kurzen Analyse des Themas präsentiert Felber insgesamt 50 Forderungen oder Veränderungsvorschläge, die seitens globalisierungkritischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder WissenschaftlerInnen erhoben worden sind. Das Buch dient gewissermaßen als Einführung in die zeitgenössische Globalisierungskritik und bietet daher für die einschlägig interessierte Leserschaft auch viel Bekanntes.
Der Autor übt radikale Kritik am dreifach totalitären Neoliberalismus, der sich als Einheitsmodell für alle präsentiert, den Markt zum Naturgesetz erhebt und keine Alternativen erlaubt. Letztendlich geht es ihm um eine Überwindung des Kapitalismus, eine Transformation, die von folgenden Zielen geleitet wird: umfassende Demokratisierung, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Achtung und Weiterentwicklung der Menschenrechte, kulturelle und regionale Vielfalt, echte Globalität des Geistes und Solidarität.
Felber ist nicht der erste, der eine „Wiedereinbettung der Wirtschaft in ein gesellschaftliches Werte- und Regelsystem“ fordert. Die einmalige Stärke dieses Buches ist die Verbindung von Fakten und Werten. Schließlich, so der Autor, sei die Ökonomie keine Naturwissenschaft, es gehe bei ihr um Interessen und weniger um Wahrheiten.
Und so ist das Buch nicht nur ein „Mutbuch“, weil es zur politischen Mitsprache anregt und Möglichkeiten dazu aufzeigt, sondern wird auch zum „Wutbuch“.
Wie, so fragt sich die Leserin, ist die fast lückenlose Durchdringung politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Institutionen mit neoliberalem Gedankengut möglich? Warum wird nicht ständig die sozial und politisch essenzielle Frage gestellt, wer von einer gewissen Art von Politik profitiert und wer die Nachteile tragen muss?
Der Autor betreibt idealistische Kapitalismuskritik: nur durch einen Bewusstseinswandel könne der Kapitalismus, ein historisch relativ junger Sonderweg der Menschheit, überwunden werden. Er traut den NGOs am ehesten zu, „die Probleme in der Welt zu erkennen, bewusst zu machen und Alternativen zu entwickeln“.
Und zu dieser Art von Bewusstseinswandel leistet Felber einen wertvollen Beitrag: Mit seiner klaren Sprache und der offen gelegen Absicht wirkt das Buch sehr überzeugend.

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