Die Donnerstagswitwen

Von Christine Kohlmayr · · 2011/02

Claudia Piñeiro

Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Unionsverlag, Zürich 2010, 315 Seiten, € 20,50

Obwohl die Frauen in diesem Buch keine Witwen sind, werden sie doch die „Donnerstagswitwen“ genannt. Dass sie aber Witwen werden, das erzählt uns die argentinische Bestsellerautorin schon am Beginn des Romans. Das Warum erfahren wir am Ende. Währenddessen leben wir mit diesen Frauen ihr Alltagsleben. Sie sind beschäftigt mit Gartengestaltung, Tennisspielen im Club und Kindererziehung – dazwischen werden Shopping und Schönheitsoperationen hineingezwängt. Sein Prestige wahren ist das wichtigste Credo, und selbstverständlich sind die Männer mit dem Geldverdienen beschäftigt. Wie sie dies verdienen, ist oft nicht ganz klar und will auch niemand wissen. Wie überhaupt niemand zu viel wissen möchte. Deswegen leben diese Familien auch in der Privatsiedlung Altos de la Cascada. Die private Security und ein Zaun, der bald eine Mauer werden wird, schirmt sie von allen Unannehmlichkeiten dieser Welt ab. Lange ist ihnen nicht bewusst, dass die Unannehmlichkeiten mit den BewohnerInnen selbst eingezogen sind. Ihre eigens für ihre abgeschottete Siedlung entworfene Gerichtsbarkeit schützt sie vor den Gesetzen, die Normalbürger in der Außenwelt einzuhalten haben. Probleme, etwa der schlagwütige Ehemann, werden entweder übersehen oder untereinander geregelt. Niemand von ihnen hat mit der Weltwirtschaftskrise gerechnet und auch wenn die Folgen unübersehbar werden, wird so weitergemacht wie bisher. Und wir LeserInnen können erfahren, welche Wege außer Sparen noch eingeschlagen werden können, um nur ja nicht sein Gesicht zu verlieren.

T.C. Boyle beschrieb in seinem Roman „America“ eine ähnliche heile, abgregrenzte Welt, die ebenso hinter der eigens errichteten Mauer langsam in sich zusammenbricht. Claudia Piñeiro erschafft diese in Argentinien. Niemand interessiert sich für die Menschen in seiner Umgebung. Die Folgen sind fatal.

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