Die mutigen Kleinen

Von Ilse Preiss · · 1999/03

In Ecuador setzten Kleinbauern große Hoffnungen in den fairen Handel mit Bananen

Ana Narcisa Dominguez hat einen großen Wunsch: „Wenn wir doch nur einen etwas besseren Preis für unsere Bananen bekommen könnten – dann bräuchte ich mir keine Sorgen um die Zukunft unserer Kinder machen. Vielleicht könnten alle sechs in die weiterführende Schule, und wenn jemand in unserer Familie krank ist, dann könnten wir in der Stadt Medikamente kaufen.“

Der Wunsch der ecuadorianischen Kleinbäuerin könnte in Erfüllung gehen: In Deutschland sind seit kurzem Bananen mit dem TRANFAIR-Siegel erhältlich, die auch von ihrer 5 Hektar kleinen Finca stammen.

Rund 100 Familien wohnen in der kleinen Siedlung „La Libertad“, in der südliche Küstenregion Ecuadors. Einst gehörte das Land einem Großgrundbesitzer. Der aber wurde vor rund 20 Jahren im Zuge einer Landreform enteignet. Die bis dahin wie Leibeigene gehaltenen Plantagenarbeiter bekamen vom Staat kleine Parzellen zugeteilt, auch landlose Familien aus dem Hochland fanden hier eine neue Heimat.

„Früher standen hier überall Kakaobäume“, erinnert sich Dońa Ana. Doch der Weltmarktpreis für Kakao war in den Keller gestürzt, und überall in der Gegend machten sich nordamerikanischen Bananenfirmen breit. So blieb auch den Familien in „La Libertad“ nicht viel anderes übrig, als die im Ausland so begehrten krummen Früchte anzubauen.

„Einmal pro Woche kamen die Aufkäufer vorbei und brachten die leeren Kartons, um sie zwei Tage später gefüllt wieder abzuholen. Wir wußten nie im voraus, wieviel sie mitnahmen, und erst recht nicht, wieviel sie uns für einen Karton bezahlen würden“, erzählt Ana Narcisas Ehemann Segundo.

Als die Bauern merkten, daß sie von den großen Firmen gegenseitig ausgespielt und oft selbst noch um den kargen Lohn ihrer harten Arbeit betrogen wurden, schlossen sie sich zu einer kleinen Genossenschaft zusammen.

Zusammen mit anderen Dorfgemeinschaften und mit Unterstützung verschiedener europäischer Fair-Handels-Initiativen haben die Kleinbauern mittlerweile eine eigene Vermarktungsorganisation mit dem Namen EXPOECOAGRO aufgebaut. Deren Gewinne gehen direkt an die Produzentenfamilien – zum Teil in Form besserer Preise, zum Teil in Form einer intensiven Anbauberatung.

Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Schon einige Monate vor TRANSFAIR Deutschland hatten die Max-Havelaar-Initiativen in den Niederlanden in der Schweiz sowie in Dänemark und Belgien mit der Besiegelung von fair gehandelten Bananen aus Ecuador begonnen. Dank der so erzielten Mehreinnahmen konnten erste Fortbildungsprogramme zur Qualitätssicherung ohne chemische Keule finanziert werden. Auch Kurse in Buchführung, gesunder Ernährung sowie vielversprechende Versuche bei der Anlage von Mischkulturen und bei der Umstellung auf organische Düngung wurden in die Wege geleitet.

Doch bislang können die Kleinbauern nur einen geringen Teil ihrer Ernte zu fairen Bedingungen verkaufen – der große Rest muß wie bisher zu Billigpreisen verhökert werden.

Mit der Ausweitung des fairen Bananenhandels auf die Bundesrepublik hofft EXPOECOAGRO-Geschäftsführer Raul Iturralde auf einen nachhaltigen Ausbau dieser noch ganz am Anfang stehenden Initiativen. „Erstmals seit nun fast 40 Jahren Bananen-Anbau in unserem Land könnte es den kleinen Familienbetrieben tatsächlich gelingen, gegen die geballte Marktmacht der großen Konzerne anzugehen.“

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