Fehlende Mädchen – Fakten

Von Redaktion · · 2013/12

Geschlechterverhältnis bei der Geburt (1)

Biologische Norm – 105 Buben auf 100 Mädchen
Höchst verdächtig! – 110 Buben auf 100 Mädchen
Extremfälle! – 150 Buben auf 100 Mädchen (in manchen Gegenden in Zentralchina und Nordwestindien).

 

Asiatische Bevölkerungsgruppen in Europa und Nordamerika: 107-110 (2000-2009) (2)

Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen, darunter Volkszählungen, Geburtenregister, demographische Erhebungen und spezielle Studien.

Unerwünscht

Nach jüngsten UN-Schätzungen dürften weltweit 117 Millionen Frauen fehlen, die meisten davon in China und Indien. (1)

2010 fehlten 7,7% der Mädchen und Frauen unter 20 – 39,5 Millionen. (2)

Das Fehlen von Mädchen unter 5 ist zu 3/4 auf pränatale Geschlechterselektion zurückzuführen, zu 1/4 auf einen Sterblichkeitsüberschuss durch Vernachlässigung oder Kindstötungen. (2)

Männliche Babys sind schwächer als weibliche; ihre Sterblichkeit ist gemäß der biologischen Norm um 20% höher als die von weiblichen Babys. Aber in einigen Ländern mit einer extremen Diskriminierung von Frauen liegt die Sterblichkeit von Mädchen unter 5 weit über der Norm.

Sterblichkeitsüberschuss („überzählige“ Todesfälle) von Mädchen unter 5 (2005-2010): (1)

261.800 in Indien
99.500 in China
23.200 in Pakistan
14.200 in Afghanistan
13.800 in Bangladesch
4.000 in Nepal

In Lateinamerika und der Karibik sowie in Europa und Nordamerika ist bei Mädchen unter 5 kein Sterblichkeitsüberschuss zu beobachten; auch in Afrika ist das Ausmaß der „überzähligen“ Todesfälle gering. (1)

Determinanten

Warum wird Geschlechterselektion immer häufiger?

Drei Determinanten wirken dabei zusammen: Präferenz für Söhne – Technik der Geschlechterselektion – niedrige Fruchtbarkeit.

Zu den Techniken der Geschlechtsdiagnose gehören:

  • Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung)
  • Sonografie (Ultraschalluntersuchung)
  • Analyse des Fetalbluts
  • Spermiensortierung für eine In-vitro-Fertilisation (IVF)
  • Präimplantationsdiagnostik (PID)

Wer wendet am wahrscheinlichsten Geschlechterselektion an?

Eltern ohne Söhne – in China lassen schätzungsweise 25% der Eltern ohne Söhne alle weiblichen Föten bei einer Zweitgeburt abtreiben, in Indien sind es 30% im Fall von Drittgeburten.

Reichere Menschen mit höherer Bildung – dies gilt in China ebenso wie in Indien und Vietnam. (1)

Auswirkungen

Demographisches Ungleichgewicht – zu viele Männer, zu wenige Frauen.

Männer ohne Frauen

24 Millionen chinesische Männer werden 2020 keine Chance haben, eine Ehefrau zu finden. (3)

Menschenhandel

UN-Berichten zufolge existiert ein groß angelegter Handel mit Mädchen aus anderen Regionen Indiens in den nordwestlichen Bundesstaat Haryana, wo sie zwangsverheiratet oder in Schuldknechtschaft gezwungen werden. Haryana verzeichnet ein stark verzerrtes Geschlechterverhältnis, und es besteht ein Mangel an Mädchen in Dörfern und Städten.
Eine Erhebung unter 10.000 verheirateten Frauen in Haryana ergab, dass 9.000 von ihnen aus anderen Bundesstaaten „gekauft“ wurden; wie viele von ihnen Opfer von Menschenhandel gewesen sein könnten, war aber nicht feststellbar. (4)

90% der Opfer von Menschenhandel in China sind Frauen und Kinder, die zumeist aus armen ländlichen Provinzen stammen und zur Prostitution gezwungen werden. Der Menschenhandel in China ist ein sieben Mrd. US-Dollar schweres Geschäft. (5)

Kinderehen

40% aller Kinderehen weltweit werden in Indien geschlossen. 2012 forderte ein hochrangiger Politiker im Bundesstaat Haryana eine Herabsetzung des Heiratsalters für Mädchen. (6)

Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Indien, 2003-2007

Plus 30% bei Vergewaltigungen
Plus 50% bei Entführungen. (7)

Quellen
1) UNFPA, Sex Imbalances at Birth: Current trends, consequences and policy implications, 2012

2) Christophe Z. Guilmoto, Hanoi presentation, „Sex Imbalances at Birth“, revised 2011.

3) New York Times, 10. März 2013

4) India Country Assessment Report, UNODC 2013

5) Mathew B. Conaway

6) Times of India, 12. Oktober 2012

7) Mara Hvistendahl, Unnatural Selection, Public Affairs, 2011.

© New Internationalist

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