Geld macht doch glücklich

Von Brigitte Pilz · · 2006/10

Förderung der Ärmsten durch Entwicklungszusammenarbeit (EZA) geschieht häufig im informellen Sektor. Südwind-Mitarbeiterin Brigitte Pilz hat Projekte der Österreichischen EZA in Mosambik besucht, unter anderem einen Sparklub im Bezirk Buzi.

Antónia Matamane ist eine selbstbewusste Frau. Ohne Scheu tritt sie aus der Gruppe heraus, nimmt das Mikrophon und berichtet vom Sparklub hier in Nova Sofala: „Wir sind 30 Frauen. Jede muss wöchentlich den ausgemachten Sparbetrag einzahlen, sonst verlangen wir eine Strafe. Wir sind sehr streng. Ein kleiner Teil ist der Mitgliedsbeitrag, ein weiterer geht in den Sozialtopf. So kommt Geld zusammen für Kredite, die wir innerhalb der Gruppe vergeben. Diese müssen mit 10% Zinsen in 21 Tagen zurückgezahlt werden. Nach 24 Wochen verteilen wir das Geld, das sich in der Kasse angesammelt hat. So arbeiten wir.“
Es handelt sich um winzige Beträge, die die Frauen einzahlen, als Kredit erhalten können und am Ende einer Periode ausbezahlt bekommen. Immerhin. Für sie macht es den Unterschied. Sie kaufen ein paar Zigaretten, Zuckerln, Haarspangen, Seifen, stellen ein Tischchen bei einer Busstation auf und verkaufen mit etwas Gewinn. Mit einem Kredit können sie vielleicht größere Mengen günstiger einkaufen.

Fátima Alberto wiederum kann gut backen. Den Kredit hat sie für die nötigen Utensilien verwendet, um pikantes und süßes Gebäck herzustellen. Auch sie bietet ihre Ware am Straßenrand an. Wer es sich leisten kann hier in dem kleinen Dorf, kauft gerne bei Fátima ein. Sie hat drei Kinder. Der Mann lebt in Beira, der Provinzhauptstadt. „Er hat dort eine neue Familie“, erzählt sie. „Ganz ohne Geld geht es nicht. Die Kinder brauchen mal was Neues zum Anziehen, ein Medikament oder sonst etwas.“ Auf der Machamba, dem kleinen Acker, den jede Familie auf dem Land in Mosambik zur Verfügung hat, baut sie das Nötigste zum Essen an – Maniok, Bohnen, Kraut und Zwiebeln. Lina dos Santos hat ein paar Küken erstanden und sieht ihnen erfreut beim Wachsen zu. Bald wird sie die Hühner verkaufen können. Das bringt Gewinn.
„Wir machen Geschäfte“, sagen die Frauen des Sparklubs. Sie schauen zufrieden aus. Geld macht doch glücklich. Ihre Geschäfte sind natürlich bei keiner Behörde angemeldet, sie zahlen auch keine Steuern. Die Frauen arbeiten wie so viele, ja wie der Großteil der Menschen in armen Ländern, im informellen Sektor.
Häufig sind Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in diesem Bereich angesiedelt. Sparklubs wie jenen von Nova Sofala gibt es an vielen Orten. Die Betroffenen erhalten Beratung, und der Spar- und Kreditklub funktioniert meist über eine gewisse Zeit. Solange er existiert, bringt er unmittelbar kleine Verbesserungen mit sich. Für größere strukturelle Veränderungen braucht es wohl andere Strategien.

Brigitte Pilz ist Herausgebervertreterin des Südwind-Magazins und freie Journalistin.

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