Gerhard Seyfried:Herero

Von Philipp Wascher · · 2004/03

Von ‚faulen Negern’ und dem Kolonialkrieg gegen die Herero in Deutsch-Südwestafrika

Roman, mit historischen Photographien, Zeichnungen und Karten. Eichborn-Verlag, Berlin 2003. 600 Seiten, EUR 30,80

Im Jahre 1904 wurde am Waterberg (heute Namibia) eines der furchtbarsten Verbrechen der jüngeren Geschichte begangen – die „Deutsche Schutztruppe“’ versuchte zunächst, die „afrikanischen Wilden“ zu unterwerfen, löschte sie aber letztendlich aus.
Der Autor – eigentlich als Cartoonist und Comic-Zeichner bekannt, rekonstruiert, wie schon G. Hoffmann (Die schweigenden Feuer) oder U. Timm (Morenga) vor ihm, den Aufstand der Herero-Stämme und anderer Völker. In verschiedenen Erzählperspektiven entsteht ein erschütterndes Zeugnis von Ausbeutung, Rassismus und Mord. Die Leserschaft blickt meist durch die Augen des Kartographen Carl Ettmann, der sich auf der Suche nach einer neuen Lebensaufgabe befindet. Er wird jedoch nach seiner Ankunft in Swakopmund in die Afrika-Armee eingezogen und soll gegen die aufständischen „Neger“ kämpfen.
Neben dem dargestellten Kriegsalltag erfahren die LeserInnen auch Wissenswertes über Land und Leute – man ist angetan von der Schönheit der kargen Natur, liegt mit Ettmann unter dem wunderbaren Sternenhimmel des südlichen Afrika wach, lernt die Bedeutungen von fremden Sitten und nicht zuletzt ein wenig die Sprache der „Eingeborenen-Stämme“ kennen.
Seyfried legt sehr viel Wert auf ethnologische Besonderheiten und schärft den Blick für Kleinigkeiten, er hinterfragt die Bedeutung und Herkunft von Ortsnamen und Begriffen. Man spürt deutlich, dass dieser Roman nach einem langen Studium nicht nur zu Hause in Archiven und Bibliotheken, sondern auch in Namibia selbst erlebt und dann später erarbeitet wurde. Er ist aufgrund seiner Liebe zum Detail und wegen der Informationsfülle ein Muss für jeden an Afrika und seiner Geschichte interessierten Menschen, obgleich der Autor manchmal mit dem „poetischen Werkzeug“ unsicher umgeht. Trotzdem ist dieses Erstlingswerk sehr gelungen und sollte im Reisegepäck nicht nur jedes Namibiareisenden zu finden sein.

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