Herfried Münkler: Der neue Golfkrieg

Von Robert Lessmann · · 2003/07

Rowohlt, Hamburg 2003, 160 Seiten, € 12,90

Noch hat sich der Pulverdampf nicht verzogen, da legt der Papst der „Neuen Kriege“ unter den Politologen (Münkler: „Die neuen Kriege“, Rowohlt 2002) schon seine Analyse vor. Nach dem 11. September ist nichts mehr wie es war, hieß es. Folgt man Münklers Analyse, so haben sich die Ereignisse bereits lange vorher abgezeichnet. Neben einer Vielzahl von Aspekten (Öl, Währung, Sicherheitsrisiko Saddam, Palästina-Konflikt) sieht Münkler das US-Interesse an einer Stabilisierung der Region im Sinne einer Pax Americana als das zentrale Kriegsziel an, um dessentwillen man Massenvernichtungswaffen vorgeschoben und internationales Recht missachtet habe.
Münkler, der mit seiner These von den „neuen Kriegen“ als einem Ende der klassischen, zwischenstaatlichen Kriege Aufsehen erregte, findet im 2. und 3. Golfkrieg in gewisser Weise seine eigene Widerlegung. Aber bereits „der 2. Golfkrieg war der erste, aus einer Position der Stärke asymetrisch geführte Krieg des 20. Jahrhunderts, und in seinem Gefolge ist, in begrenztem Ausmaß, der Krieg für die USA wieder zu einem Mittel der Politik geworden“. (S. 96)
Was bedeutet das politisch? Münkler tritt für einen vorsichtigen Gebrauch des Imperialismusbegriffs ein, sieht aber nunmehr Verhältnisse, in denen die USA festlegen, wer von der politischen Bühne zu verschwinden hat beziehungsweise wer auf ihr bleiben darf und wer dafür verantwortlich ist, die Scherben hinterher wegzuräumen.
„Die Zukunft der UNO wird davon abhängen, ob ihre Mitglieder bereit sind, die Ausnahmestellung der USA zu akzeptieren und sich auf eher symbolische oder mit großen Spielräumen ausgestattete Fesselungen der Weltmacht zu beschränken. Alles andere dürfte auf eine Selbstzerstörung der Vereinten Nationen hinauslaufen“, so Münklers Resümee, das manchmal widersprüchlich und nicht wirklich ausgegoren ist, aber nichts destoweniger lesens- und nachdenkenswert.

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