Kangni Alem: Cola Cola Jazz

Von Philipp Wascher · · 2004/07

Roman. Aus dem Französischen von Gudrun und Otto Honke. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004. 264 Seiten, EUR 20,50

Jazzig und hip-hopig ist nicht nur der Titel, sondern auch die Erzählweise des Togolesen Kangni Alem. Dies bringt gleich der anonyme Erzähler, welcher sich am Schluss als Protokollant einer wahren (?) Geschichte entpuppt, zum Ausdruck. Er will dreistimmig berichten und allen verbissenen AnhängerInnen Boileaus, dem Symbol des vorschreibenden Zwanges in der französischen Dichtkunst, eine Abfuhr erteilen.
Héloïse, eine der drei Stimmen, ist das „Produkt“ eines illegalen schwarzafrikanischen Verführers und einer selbstmordgefährdeten Mutter, die nach ihrer ersten Ehe durchs Leben taumelt. Das Ganze ist eine Art soziale Achterbahn, wobei man sagen muss, dass – trotz aller Tragik – immer der Humor dominiert und das belanglose Gequassel an Eddie Murphy erinnert.
Alem schreibt globalisierte Zeitgeschichte, in der Strukturen aller Art dekonstruiert werden und in welcher eine haltlose, irrende Generation noch eine ihr angemessene Identität (er)finden muss. Nur in einem solchen Kontext können sich unglaubliche Geschichten ergeben. Héloïse zieht es in das Vater-Land, welches sich als ein von einem „Teufel auf Erden“ und seinem Militär regierter Pseudostaat herausstellt. Dort spielen sich Dinge ab, die nicht phantastischer und deshalb nicht glaubwürdiger sein könnten. Wie in einer U-Bahn wird die Leserschaft durch die Erzählschächte gezogen und in Atemlosigkeit versetzt. Nach Beendigung des höllischen Trips wird verständlich, weshalb Kangni Alem der Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noire zugesprochen wurde. Sehr lesenswert.

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