Kein Frieden in Sicht

Von Rainer Hartmann · · 1999/06

Im Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien geht es nicht um ein Stück ödes Grenzland, sondern um die Vormachtstellung am Horn von Afrika.

Im Schatten des Kosovo-Krieges ist der blutige Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea erneut aufgeflammt: Die äthiopische Luftwaffe bombardierte Mitte Mai die eritreische Hafenstadt Massawa.

Mehr als 10.000 Menschen starben bereits in einem Stellungskrieg, der an die Schlachten des Ersten Weltkriegs erinnert. Zwar hatten beide Staatsführer bis zum Stichtag 11. März 1999 einem von der Organization of African Unity (OAU) entworfenen Friedensplan zugestimmt, die andauernden Kämpfe sprechen jedoch eine deutlichere Sprache.

Bis zum Ausbruch des Krieges im Mai 1998 galten der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi und der eritreische Präsident Isaias Afewerki als große Hoffnungsträger Afrikas. Ihre engen Beziehungen stützten sich auf den gemeinsamen Kampf gegen den äthiopischen Diktator Mengistu Haile Mariam, den ihre Befreiungsfronten 1991 besiegten.

Die Probleme zwischen beiden Ländern wurden erstmals klar deutlich, als Eritrea im November 1997 eine eigene Währung einführte und die bestehende Währungsunion mit Äthiopien beendete. Erstmals erhielt die gemeinsame Grenze einen trennenden Charakter. Plötzlich kam es zu ernsthaften Grenzstreitigkeiten.

Nach einem Jahr des blutigen Krieges und fehlender Kompromißbereitschaft auf beiden Seiten ist allerdings deutlich geworden, daß es bei dem Krieg nicht um den Besitz einiger Quadratkilometer öden Grenzlandes geht, sondern um die politische Vormachtstellung am Horn von Afrika.

Äthiopien und Eritrea versuchten in den letzten Monaten, ihre Beziehungen zum bisherigen Erzfeind Sudan aufzubessern, und verstärken ihre militärische Präsenz in Somalia.

Diese Neuordnung der Machtkonstellation verläuft quer zu den geostrategischen Planungen der USA, denen Äthiopien und Eritrea als wichtige Stützpunkte zur Sicherung der amerikanischen Interessen in der Region galten.

Die einstigen Hoffnungsträger des Kontinents trennt heute ein tiefer Graben – und ein Ende des Krieges ist nicht abzusehen.

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