Lesestoff: In Sachen Naher Osten

Von Redaktion · · 2017/06

Den Nahen Osten und die islamischen Gesellschaften rücken diese drei Sachbücher in den Fokus und zeigen neue Blickwinkel auf.

Michael Lüders: Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet. (C.H. Beck Verlag, München, 2017, 176 Seiten, 15,40 €).

Der Gottesstaat der Mullahs im Iran, das Terrorregime des Islamischen Staates in Syrien und im Irak, das Scheitern staatlicher Kontrolle in Afghanistan: all dies gehe letzten Endes auf kurzsichtige Interventionen der USA zurück. Beginnend mit dem Putsch gegen den demokratischen iranischen Ministerpräsidenten Mossadegh 1953 bis zu den jüngsten Versuchen, einen Regimewechsel in Syrien herbeizuführen, listet der Autor das Sündenregister der Supermacht auf – ohne Verschwörungstheorien und Spekulationen. Auch die europäischen Mächte und die EU kommen dabei nicht gut weg. Wer das Buch liest, sieht sämtliche Konflikte des Nahen Ostens mit anderen Augen. Es ist 2015 erstmals erschienen (vgl. auch Südwind-Magazin 2/2016), mittlerweile ein Bestseller und aktueller denn je.

Cihan Tugal: Das Scheitern des türkischen Modells. (Kunstmann Verlag, München, 2017, 400 Seiten, 24,70 €).

Das „türkische Modell“, beschreibt der Autor mit dem Schlagwort islamischer Liberalismus: „eine Verbindung aus formaler Demokratie, freier Marktwirtschaft und einem (moderat) konservativen Islam“. Ähnliche Wege versuchten auch Ägypten und Tunesien zu gehen, bis der Arabische Frühling ganz neue Dynamiken auslöste. Der in Kalifornien lehrende Soziologe untersucht zunächst, wie sich ein liberaler Islam in der Türkei seit den 1970er Jahren dank Massenbildung, freierer Presse und der Ausbreitung alternativer religiöser Institutionen entwickeln konnte. Sein Erfolgsrezept sei es gewesen, die Herausforderung durch den politischen Islam anzunehmen, statt ihn zu unterdrücken. Das Scheitern des Modells macht er mit der Niederschlagung der Proteste um den Gezi-Park in Istanbul fest. Keine leicht verdauliche, aber lohnende Kost.

Charlotte Wiedemann: Der neue Iran: Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten. (dtv, München 2017, 304 Seiten, 22,70 €).

Die Autorin, die den Iran seit 2004 regelmäßig bereist, demontiert das Bild vom totalitären Gottesstaat, der den ganzen Nahen Osten und vor allem Israel mit seinem Atompotenzial bedroht. Zwar sei noch immer fast alles verboten – vom Alkohol bis zum Empfang ausländischen Fernsehens –, doch sei Alkohol am Steuer inzwischen ein alltägliches Verkehrs–problem und die Satellitenschüssel am Dach eher die Regel als die Ausnahme. Als „Agentinnen einer Modernisierung, zu der niemand den Auftrag erteilt hat“, sieht Wiedemann die Frauen. Das Mullah-Regime sei zwar selbst bei religiösen Menschen unbeliebt, doch fänden praktisch alle IranerInnen das im Westen vorherrschende Bild ihres Landes ungerecht. „Achtet uns!“, laute ihr Wunsch.    rld

Diese Bücher und noch viele mehr sind erhältlich auf: www.suedwind-buchwelt.at

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