NarcoZones. Entgrenzte Märkte und Gewalt in Lateinamerika

Von Redaktion · · 2012/06

Anne Huffschmid / Wolf-Dieter Vogel (Hg.)

Sachbuch. Assoziation A, Berlin 2012, 268 Seiten, EUR 18,00

Warum töten Sechzehnjährige für ein paar Pesos? Wie reagieren die Zivilgesellschaften in von Gewalt regierten Ländern, wie Kolumbien, Guatemala, Brasilien, Peru oder Bolivien? Diesen und anderen Fragen geht der Sammelband mit Beiträgen renommierter Fachleute nach und klärt einige Irrtümer auf. Etwa den der „Drogenmafia“. Die großen Kartelle sind heute in gezählten 23 Deliktsfeldern aktiv, wie Menschen-, Waffen- und Drogenhandel, Raubkopieren oder Internetbetrug. Sie investieren ihr gewaschenes Vermögen in europäische Immobilien, Einkaufszentren und Lokale. Das organisierte Verbrechen braucht die schwachen Institutionen des Produktionslandes ebenso wie unsere Rechtsstaaten, auch um das Geld zu parken. Der Begriff „Narco“ steht für gesellschaftliche Verhältnisse, in denen das Recht des Stärkeren gilt. NarcoZones sind weltweit präsent.

Im Beitrag „Das Paradox der Repression“ zählt der Sicherheitsexperte Edgardo Buscaglia die Fehler der mexikanischen Regierung im Kampf gegen das organisierte Verbrechen auf. So geht sie zwar militärisch gegen die Bevölkerung vor, nicht aber gegen die Milliardengelder, die Mexikos Kartelle in 52 Staaten besitzen.

Einen anderen Blickwinkel bietet der Beitrag von Anne Huffschmid, „Terror und Öffentlichkeit: Bilder und Diskurse im neuen mexikanischen Alltag“. Er erzählt von den Bemühungen, durch Kunst die Traumata des schmutzigen Krieges in Mexiko ins Bewusstsein zu bringen. Verhüllte Denkmäler erinnern an die „Leerstellen“, die an die 10.000 Verschwundene hinterlassen haben. Die exzessive Gewalt ist, entgegen einem weiteren Missverständnis, gerade keine „anthropologische Konstante“, sondern Ergebnis einer neuartigen Konstellation: des gänzlich unregulierten Territorialkonflikts zwischen Kartellen und ihren Komplizen in Polizei und Politik.

Die Lektüre der 17 Beiträge des Sammelbandes erschlägt die Lesenden nicht: Das ist bei diesem Thema ein Kunststück.
Gabriele Müller

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