Pizza & Co.

Von Brigitte Pilz · · 2003/12

Irgendwo habe ich gelesen: 80 Prozent der 20- bis 35-Jährigen können nicht mehr richtig kochen. Nun kann man natürlich hinterfragen, was „richtig kochen“ heißt. Einen Nudelteig zubereiten? Oder Spaghetti im brodelnden Wasser in einen „al dente“-Zustand bringen? Tatsache ist, dass halb fertige und fertige Produkte boomen, also jene, die nur noch der Mikrowelle bedürfen.
Das hat mit unserer schnelllebigen Zeit zu tun, heißt es. Gleichzeitig wirkt Werbung, in der in Minutenschnelle köstliche Menus gezaubert werden. Dagegen ist nichts zu sagen. Nur: Wissen wir noch, was wir essen? Die Zeit, die wir beim Kochen sparen, müssten wir zum Studium der Inhaltsstoffe aufwenden. Wer macht das schon? Keine Zeit.
Gleichzeitig boomt der Markt an Kochbüchern. Am beliebtesten sind im Moment jene von Jamie Oliver, dem jungen britischen Fernseh-Starkoch. Seine unkomplizierte und innovative Art hat angeblich wieder viele Menschen an den Herd gebracht. Kochen ist in.
Umfragen zeigen, dass zwar an Arbeitstagen Fast Food-Produkte auf den Tisch oder in die Hand kommen, am Wochenende aber wird aufwendig eingekauft und gekocht, am liebsten mit Freunden und Freundinnen.

Auch Slow-Food boomt, jene eher elitäre Bewegung, die 1986 als Reaktion auf die massenhafte Eröffnung von Schnellrestaurants in Italien entstanden ist. Inzwischen zählt sie 70.000 AnhängerInnen in mehreren Ländern. Im August hat sie in Zusammenarbeit mit den italienischen Regionen Piemont und Emilia Romagna eine Privatuniversität für „gastronomische Wissenschaften“ gegründet. Studienkosten pro Kopf für ein Jahr: 19.000 Euro.
In Wien ist nach wie vor das Wiener Schnitzel das Lieblingsgericht. Nur Jugendliche bevorzugen Pizza, Pasta und Hamburger. Gleichzeitig sind „Ethno“-Lokale „in“. Essen ist Ausdruck von Kultur und Protest. Es ist dem Wandel unterworfen. Speisen und Ernährungsgewohnheiten werden heute nicht zuletzt von der Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion geprägt. Nicht alles sollten wir widerspruchslos hinnehmen. Damit uns der „gute Appetit“ nicht gründlich vergeht.

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