Rot wie Blut die Blumen. Ein Bischof zwischen Tod und Leben

Von Werner Hörtner · · 2010/10

Erwin Kräutler

Otto Müller Verlag, Salzburg 2010, 181 Seiten, € 18,-

Der in Vorarlberg geborene Bischof des größten Bistums der Welt wurde nach dem Studium der Theologie und Philosophie 1965 zum Priester geweiht und reiste noch im selben Jahr nach Brasilien. Mit der Vorstellung, die in der Amazonas-Region lebenden indigenen Völker zu missionieren. Doch die Realität sollte seine Vorstellungen verändern. Erwin Kräutler, seit 1980 Bischof der etwa 350.000km2 großen Diözese am Xingu, entwickelte sich zu einem der beharrlichsten Fürsprecher für die Rechte der Indios und der Bewahrung ihres Lebensraumes. Sein Einsatz für deren Rechte, sein Kampf gegen politische, soziale und wirtschaftliche Missstände brachten ihm Verleumdungen, Morddrohungen und Mordanschläge ein. Enge Mitarbeiter von ihm bezahlten ihr Engagement mit dem Leben.

„Die strukturelle Gewalt in Amazonien fordert unser Handeln, wenn nicht nur Einzelne ausgebeutet, bedroht, misshandelt und vergewaltigt werden, sondern ganze Gruppen in der Stadt und auf dem Land Ziel von Angriffen und Opfer von Ungerechtigkeit, Missachtung, Vertreibung oder Ermordung sind“, umreißt der Vorarlberger seinen lebenslangen Einsatz für die indigenen Völker im brasilianischen Norden.

Am Fall der 2005 ermordeten US-amerikanischen Schwester Dorothy Stang zeigt der Bischof die Fragwürdigkeit eines Rechtssystems auf, das die Opfer kriminalisiert und den Tätern legitime Selbstverteidigung unterstellt. Kräutler thematisiert in seinen autobiographischen Aufzeichnungen auch das geplante Riesenkraftwerk Belo Monte, die Selbsttötungen von Indios, die als letzte Hoffnung ihre Sehnsucht nach dem Land ohne Böses in einer anderen Welt stillen möchten.

Die Berichte und Reflexionen Erwin Kräutlers berühren, erschüttern, rütteln auf. Dennoch findet der Rezensent, dass es nicht so vieler Zitate aus den Evangelien und Psalmen benötigt hätte, um die Gerechtigkeit und Notwendigkeit des sozialen Kampfes für die Armen und gegen die Menschen- und Umweltzerstörung zu begründen. Ein Befürworter des heldenhaften und dennoch selbstlosen Kampfes von Bischof Kräutler und seinen Mitstreitern muss nicht unbeingt einem Gott zujubeln, der da von sich behauptet: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Dessen ungeachtet ein Buch, das wohl auch den vehementetesten Atheisten von der Kraft und Sinnhaftigkeit eines selbstlosen Engagements für den Nächsten überzeugen wird, egal, unter welchem Vorzeichen es steht.

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