Schwarzer Peter

Von Redaktion · · 2000/07

von Peter Henisch

Peter Henisch: Schwarzer Peter.

Residenz Verlag, Salzburg 2000, 542 Seiten, öS 348,-

Zieht ein Mensch in Österreich automatisch den „schwarzen Peter“, wenn der Vater ein „Schwarzer“ ist und das kleine dunkelhäutige Wesen mit diesem allzu sichtbaren Anderssein aufwachsen muss?

Mit dem „schwarzen Peter“, im Buch Peter Jarosch genannt, setzt Autor Peter Henisch einem Menschen-„Typ“ ein Denkmal, der bisher noch keinen Eingang in die Literaturgeschichte gefunden hat: den „Negerlen“ oder „Muhrlis“ aus der Besatzungszeit, Kindern mit einem dunkelhäutigen Vater, meist aus den USA stammend, manchmal, in Westösterreich, auch ein Soldat der französischen Armee.

Peter Jarosch ist ein Österreicher, ein Wiener, wie alle anderen Kinder und Jugendlichen seiner Umgebung. Besser gesagt, er möchte es sein. Aber mit dieser Hautfarbe …! Anerkennung und ökonomischen Erfolg findet er nur einmal im Leben – als er als austropoppender Schwarzer seine Haut und seine Seele verkauft.

Nach dem Scheitern eines Familienlebens versucht er es „back to the roots“, in New Orleans, woher sein Vater stammen soll, und baut sich dort eine Existenz als Barmusiker auf. Doch nach 20 Jahren kann er dem Ruf seines „Blutes“, die Heimat, mit der er alle Kontakte abgebrochen hatte, wieder zu besuchen, nicht widerstehen. Er wäre besser in New Orleans geblieben, der schwarze Peter Jarosch.

Der Autor schafft es erfreulicherweise, diese lange, unterhaltende, tiefsinnige und immer wieder auch spannende Geschichte zu erzählen, ohne ins Klischeehafte abzugleiten. Es wäre leicht möglich gewesen, dass ein engagierter, politisch korrekter Autor wie Peter Henisch,bei diesem Thema der Versuchung der Schwarz-weiß-Malerei verfällt, in Gute und Böse teilt und gegen letztere, die Rassisten, polemisiert. Doch der Roman geht wesentlich tiefer, geht sozusagen „unter die Haut“.

Lesen Sie das Buch über die wechselhafte Lebensgeschichte des „schwarzen Peter“, und Sie werden lachen, staunen, sich ärgern – und auch nachdenken können und vielleicht ein paar eigene Vorurteile entdecken …

WeH

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