Social Business – von der Vision zur Tat

Von Redaktion · · 2010/12

Muhammad Yunus

Sachbuch. Aus dem Englischen übersetzt von Werner Roller. Hanser Verlag, München 2010, 288 Seiten, € 19,90

Zusammen mit BASF, Adidas, Danone, Veolia und Otto will der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus „eine Welt ohne Armut“ schaffen. Und die Konzernvorstände lassen sich gerne mit dem Friedensnobelpreisträger fotografieren. Yunus sei ein Visionär, behaupten sie. Nach Yunus funktioniert „Social Business“ nach betriebs- und marktwirtschaftlichen Gesetzen. Einziger Unterschied: Profite werden nicht an Aktienbesitzer ausgeschüttet, sondern reinvestiert. Für Johannes Merck, den Direktor für Nachhaltigkeit der Otto-Group, mit der Yunus unter dem Namen Grameen-Otto zusammenarbeitet, bedeutet „Social Business“, dass der Investor einen Kredit gibt für den Aufbau einer Produktionsstätte und auf Rendite verzichtet. Otto will eine Textilfabrik für den Export in Bangladesch aufbauen und gesteht ein, keine existenzsichernden Löhne zahlen zu können – denn dann würde man verlieren im globalen Wettbewerb.

Der Visionär Muhammad Yunus gibt sich gerne als Pragmatiker. Da stört es auch nicht weiter, den „Ein Dollar-Schuh“ zusammen mit Unternehmen wie Adidas zu propagieren – einem Konzern, der schon oft wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsfeindlichkeit am Pranger stand. Aber davon steht nichts in seinem Buch. Statt dessen betont er immer wieder den Enthusiasmus und die Energie der Spitzenmanager des Konzerns. Die Einnahmen, so der Vorstandsvorsitzende und Yunus-Freund Herbert Hainer, „müssen jedenfalls die Herstellungskosten decken“. Sich selbst zu finanzieren, sei schließlich auch die Idee des Friedensnobelpreisträgers.

Yunus’ Zusammenarbeit mit international operierenden Großkonzernen hat eine längere Geschichte: Ende der 1990er Jahre wollte er mit dem US-Agrarmulti Monsanto gemeinsame Geschäfte machen. Aber in Bangladesch lebt bis heute mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft, und zahlreiche Kleinbauernverbände protestierten, weil sie sich durch die Produkte und die Geschäftspraxis von Monsanto bedroht sahen. Yunus musste von der Vereinbarung zurückzutreten. Über diese frühen Experimente schweigt der Wirtschaftsprofessor in seinem Buch. Kurzum: Wer Fakten über Social Business wissen will, ist mit dem Buch von Muhammad Yunus schlecht bedient.

Gerhard Klas

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