Von Lehren und Lügen

Von Rudi Lindorfer · · 2018/Mar-Apr

Wer mehr weiß, braucht weniger glauben – Rudi Lindorfer, Buchhändler unseres Vertrauens, empfiehlt zwei neue Bücher über Wirtschaft und Greenwashing.

Kate Raworth: Die Donut-Ökonomie. (Hanser, München 2018, 413 Seiten, € 24,70)

Der Begriff „Donut-Ökonomie“ mag zunächst eher unklar wirken, nach genauem Hinsehen aber lässt er mehrere Metaphern zu, wenn man sich tatsächlich den ringförmigen Krapfen mit Loch vorstellt: Donut steht in diesem Zusammenhang für den sicheren Raum, in der Mitte ein Nichts, außen von Leere umgeben – eine Leere, die von den vorherrschenden Ökonomie-Theorien ignoriert wird.

Kate Raworth lehrt Ökonomie in Oxford und Cambridge – und findet die klassischen Wirtschaftsmodelle veraltet, den Anforderungen des 21. Jahrhundert nicht gewachsen. Ihr Ansatz ist nicht de-, sondern umregulieren und anstatt des „freien“ Marktes einen „eingebetteten“ schaffen. Vom Motto „gut heißt vorwärts und aufwärts“ müsse es zu „gut heißt im Gleichgewicht befindlich“ gehen. Dazu müssten die Lehrenden der Wirtschaftswissenschaften „die Lehrbücher aus den 1950er Jahren, die auf Theorien aus 1850 beruhen“ aus der Hand legen, schreibt sie.

Die Lektüre ihres außerordentlich verständlich geschriebenen Buches kann da behilflich sein.

Kathrin Hartmann: Die grüne Lüge. (Blessing, München 2018, 240 Seiten, € 15,50)

Auswüchse des ewigen Profitstrebens nimmt Kathrin Hartmann in „Die grüne Lüge“ unter die Lupe. Sie geht den Verdeckungsstrategien der Industrie auf den Grund, denn keine Dienstleistung, keine (Massen-)Produktion gibt es mehr, die nicht auch in „öko“, als „fair“ oder „nachhaltig“ angeboten würde: von Flugreisen über Palmöl bis zu brasilianischem Rindfleisch. Es mutet verrückt an, dass diese „Grünversprechungen“ von nicht wenigen und nicht zuletzt gebildeten Menschen geglaubt werden.

Kathrin Hartmann, die auch am Drehbuch zu dem Film „The Green Lie“ mitgeschrieben hat, recherchierte Fakten und nennt die Namen: Nespresso zum Beispiel, das mit Nachhaltigkeitszielen bis 2020 wirbt und den Kapsel-Kaffee für ca. 80 Euro pro Kilo verkauft. (Übrigens: der „Espresso Italiano“ von EZA-Fairer Handel kostet ein Viertel davon und kommt ohne die ökologisch bedenklichen Alukapseln aus.)

Zudem gibt Hartmann jenen eine Stimme, die kaum etwas verdienen und billige Ware für Menschen wie uns erst möglich machen, Stichwort Bekleidungsindustrie.

Letztlich plädiert sie dafür, dass wir uns nicht als KonsumentInnen definieren lassen, sondern als BürgerInnen, die kritisch Politik und Wirtschaft beobachten, verstehen und darauf reagieren. 

Diese Bücher und noch viele mehr sind erhältlich auf: www.suedwind-buchwelt.at

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