Wie ich Scheherazade tötete

Von Werner Hörtner · · 2011/05

Joumana Haddad

Autobiographie. Aus dem Englischen von Michael Hörmann. Verlag Hans Schiler, Berlin 2010, 124 Seiten, EUR 18,00

Die 1970 in Beirut geborene Journalistin, Übersetzerin und Lyrikerin beginnt ihren Text gleich mit einer Warnung: „In diesem Buch werde ich alles daran setzen, Erwartungen zu enttäuschen. Ich werde Illusionen zerstören, Träume entzaubern, Schreckgespenster verjagen und vorgefertigte Meinungen demontieren.“ Also kein Klagelied auf die Unterdrückung und Entwürdigung der arabischen Frau? Und nicht einmal der Versuch, das eiserne Machtmonopol der Männerherrschaft auf dem Wege einer so genannten Emanzipierung ein bisschen zu erschüttern?

Was ist das eigentlich, eine arabische Frau? Trotz des etwas reißerischen Titels ist dieses Buch der bescheidene Versuch, über diese Frage nachzudenken. Und es ist nicht in erster Linie an die LeserInnen der westlichen Welt gerichtet, sondern an die arabischen Mitmenschen der Autorin.

Die Formulierungen Haddads sind oft witzig und einfach köstlich und – wie überhaupt das ganze Buch – ausgezeichnet und einfühlsam übersetzt. Wenn sie etwa über die Gegenaufklärer schreibt, die wie Schmeißfliegen auf einem Misthaufen gedeihen, oder über die selbst ernannten Moralapostel, die „Soldaten der Reinheit“. Oder: „Der arabische Geist kann mit Fragen nicht umgehen, weil Fragen die trübe Stille des Sumpfes stören und aufrühren könnten.“ Bei so viel widerständischer Freigeistigkeit ist es beinahe schon ein Wunder, dass die Autorin noch nicht mit einer Fatwa bedacht und in den Untergrund gedrängt wurde.

Um das Bild der „arabischen Frau“ zu vervollständigen, kämpft Haddad um die Wahrnehmung der „anderen“ arabischen Frau. Deshalb erzählt sie deren Geschichte, und da sie sich selbst als einen Prototyp dieser anderen Frau sieht, erzählt sie ihre eigene Geschichte. Die Geschichte eines fast schon von Geburt an „wilden, eigensinnigen, rebellischen, unabhängigen Wesens“.

Wenn die arabische Männerwelt bloß verstehen könnte, wie viel sie von einer aufmüpfigen freien Denkerin wie Joumana Haddad lernen könnte. Ein erfrischender Wind, der uns da aus der Feder eines emanzipierten libanesischen Freigeistes entgegenweht.

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