Wundertüte Volksmusik

Von Redaktion · · 2015/09

Volksmusik aus Wien und dem österreichischen Alpenraum jenseits billigen Konsums ist leider immer noch ein Minderheitenprogramm.

Wie alle wissen, sind die Hörgewohnheiten derartig manipuliert, dass Musik vorwiegend zum billigen Konsum verkommen ist. Die überwiegende Mehrheit hört „Volks-Rock‘n’Roller“ und Stadlmusik. Traditionelle heimische Volksmusik ist hingegen ein krasses Minderheitenprogramm. Dazu gehört Alpenländisches, zum anderen aber auch Musik, die sich in Wien und Umgebung gebildet und teilweise aus anderen Einflüssen entwickelt hat. Das Wiener Volksliedwerk schätzt die Anzahl der Wienerlieder auf bis zu 70.000, eine respektable Zahl.

Allerdings erfreute sich auch das alpenländische Lied in Wien schon früh großer Beliebtheit. Beispielsweise waren es im 19. Jhdt. sogenannte Tiroler Nationalsänger, die das Jodeln populär machten. In Wien setzte sich dafür der Begriff Dudeln durch. Mit Trude Mally verstarb 2009 die letzte Dudlerin der alten Generation. Insbesondere Agnes Palmisano hält die Tradition jedoch weiter hoch. Ihr neues Album trägt den Titel „Wean und Schdeam“, eine augenzwinkernd das spezielle Verhältnis der Wiener zum Tod thematisierende, sehr einfühlsame Mischung alter, traditioneller Lieder und neuer, selbstkomponierter Stücke, Dudler und Kabarettlieder. Hier kann wirklich von einer geglückten Verbindung zwischen Volks- und Kunstlied gesprochen werden. Die CD ist auf Non Food Factory erschienen. So nennt sich das Label, das von Walter Soyka gegründet wurde. Es ist eine wahre Wundertüte stilistisch unterschiedlicher musikalischer Schätze vom Trio Lepschi bis Ceija Stojka. Auch das Tanz-Duo Hermann Haertel und Simon Wascher mit Tanzmusik aus österreichischen Quellen ist im Programm. Landler, Schleunige, steirische Jodler und Tänze, vorgetragen mit Geige und Drehleier.

Zauberhafter Dialog. Walter Soyka, geboren in Wien und nun 50 Jahre alt, spielt seit 1983 die chromatische Wiener Knopfharmonika, also die gebräuchliche Schrammelharmonika. Die hat ihm einst Roland Neuwirth nahegelegt, in dessen Extremschrammel-Ensemble er 20 Jahre lang mitwirkte. Soyka ist allerdings mittlerweile Mitgründer von 13 Ensembles, wobei er auch mit Willi Resetarits und Ernst Molden arbeitet.

Aktuell ist das Album „Tanz Zwei“ – gemeinsam mit Karl Stirner – erhältlich. Stirner ist Zitherspieler, zu genießen ist ein zauberhafter Dialog der Instrumente. Neue, selbstkomponierte, aber noch viel mehr einzigartig bearbeitete alte Stücke wie „Fesch und Resch“, ein Heurigenmarsch von Rudolf Kronegger (1875–1929). Dazu Walzer aus Frankreich und Berlin, eine Polka von der Rax, sogar Arienartiges mit dem Titel „Der Schwechater“. Alles das und vieles mehr bewältigen die zwei Musiker mit dieser einzigartigen Instrumentierung auf zauberhafte Weise.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des „Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

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