Zuma im Aufwind

Von Redaktion · · 2008/02

Der ANC unterstützt seinen frisch gewählten Parteivorsitzenden Jacob Zuma als Präsidentschaftskandidat für 2009. Daran ist auch mit der Klage wegen Korruption vorerst nicht zu rütteln. Martina Schwikowski aus Johannesburg.

Auch die Anklage wegen Korruption in einem Waffengeschäft hat Jacob Zuma seinen Erfolg als frisch gewählter ANC-Präsident nicht getrübt. Im Gegenteil: Er genießt die Unterstützung des Afrikanischen Nationalkongresses als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2009. Das bestätigte die Partei bei ihrem ersten Führungstreffen im neuen Jahr. Auch die 28 Mitglieder, die dort in ein spezielles Arbeitskomitee zur Abwicklung täglicher Parteiaufgaben gewählt wurden, gehören zu Zumas BefürworterInnen. Dazu zählt zum Beispiel der Chef der KommunistInnen, Blade Nzimande. Nicht dabei ist hingegen Trevor Manuel, erfolgreicher Finanzminister Südafrikas. Der Interessenskonflikt innerhalb des ANC spitzt sich mehr und mehr zu, trotz Zumas beschwörender Reden, die Einheit in der Partei wieder herstellen zu wollen. Die Abwesenheit von AnhängerInnen des amtierenden Präsidenten Thabo Mbeki sei Grund zur Sorge, meint Adam Habib, Professor für Entwicklungsstudien und Vizerektor an der Universität Johannesburg. Immerhin hatte Mbeki bei der Wahl zur ANC-Parteiführung 40 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Die Tatsache, dass die Organisation dort nicht mit all ihren ideologischen Richtungen repräsentiert ist, deute auf den Konflikt der beiden Machtzentren Zuma und Mbeki hin. Er muss gelöst werden, erklärt Habib, sonst könnte der Druck auf vorgezogene Wahlen steigen.

Die linken Verbündeten haben Zuma mit ihrer Unterstützung zum Wahlsieg als ANC-Präsident verholfen. Die Erwartungen der Kommunistischen Partei (SACP) und des Gewerkschaftsverbandes (COSATU) gehen nicht nur dahin, als Partner in Gremien stärker vertreten zu sein – wie bereits geschehen -, sondern eine stärkere Linksorientierung in der ANC-Politik durchzusetzen und sie auf einen Entwicklungsstaat hin auszurichten. Sie wünschen mehr Umverteilung von Wohlstand an Arme, mehr Arbeitsplätze und, wie Zuma direkt schon angekündigt hat, sollen bis 2009 60 Prozent der Schulgebühren abgeschafft werden. Allerdings hat Zuma bei Antritt erklärt, er werde nicht vom stabilen Wirtschaftskurs der Regierung abweichen. Dazu meint Adam Habib: „Ich glaube nicht, dass es zum großen Wechsel kommt. Es wird einige Änderungen geben, aber eigentlich ist das, was jetzt kommt, schon in den vergangenen zwei, drei Jahren unter Mbeki eingeleitet worden.“

Die Hoffnung auf Verbesserung des Lebensstandards auf breiterer Ebene als unter der Mbeki-Regierung war ausschlaggebend für Zumas Wahl. Er ist populär bei den armen oder weniger verdienenden Bevölkerungsschichten, die sich nach 14 Jahren der ANC-Regierung in Südafrika vernachlässigt fühlen – die soziale Schere klafft weiter auseinander. Viele dieser AnhängerInnen sind Zulus. Sie unterstützen traditionell den Mann, der aus ihrer Heimat KwaZulu-Natal stammt, jetzt an der Spitze der Partei sitzt und – sollte er die Klage durch die Generalstaatsanwaltschaft politisch überleben, die ab August vor Gericht verhandelt wird – gute Chancen hat, das höchste Amt im Land in zwei Jahren zu bekleiden.
Aber auch andere wählen Zuma, die an ihm genau das gutheißen, was Thabo Mbeki nicht hat: Er ist zugänglicher, sein Regierungsstil ist weniger distanziert, vor allem, wenn es um die Wünsche der Massen geht. Er erzählt ihnen, was sie hören wollen. Und sie wollen sich mit dem Präsidenten ihres Landes identifizieren. Das tun derzeit eher die Gebildeten und die aufsteigende schwarze Mittelklasse, die von Thabo Mbekis „wirtschaftsfreundlicher“ Politik profitiert. Zuma, der keinen Schulabschluss besitzt, hat innerhalb der Befreiungsbewegung als Guerillakämpfer und Kommandeur Karriere gemacht – er ist „einer von ihnen“. Mbeki hingegen studierte im Exil und leitete den intellektuelle Flügel der Bewegung im Ausland.
Eine gewisse Rolle bei der Unterstützung Zumas spielt auch seine ethnische Zugehörigkeit. Gerade unter seinen WählerInnen glauben viele, die Xhosas, Volksgruppe von Thabo Mbeki, Nelson Mandela und anderen PolitikerInnen in hohen Ämtern, seien zu stark in der Regierung vertreten, Nun sei es Zeit für einen Zulu an der Spitze.

Martina Schwikowski lebt als freie Journalistin in Johannesburg.

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