„Zurück zur Quelle“

Von Redaktion · · 2012/06

In Afrika hat sich eine ganz eigene Form von Yoga entwickelt. Mit dem Begründer des Afrikan Yoga, Pablo Menfesawe-Imani, sprach Patricia Otuka-Karner. Sie besuchte ihn in seinem Afrikan Yoga Retreat in der Nähe der ugandischen Hauptstadt Kampala.

Südwind-Magazin: Seit wann üben Sie Yoga aus?
Pablo Menfesawe-Imani:
Rückblickend waren meine ersten Yoga-Lehrerinnen unsere zwei Familienkatzen. Bereits als Kind habe ich es geliebt, ihre Bewegungen nachzuahmen und mich mit ihnen zu strecken. Mit Yoga im eigentlichen Sinne kam ich dann zum ersten Mal vor etwa 20 Jahren in Berührung, als mein Bruder eine Hatha Yoga-Lehrerin geheiratet hat. Ich habe es damals ausprobiert, aber – ein schwarzer Mann, der Yoga macht? Nein, das war nicht cool, und so habe ich mich weiterhin lieber auf Kampfsportarten konzentriert. Bereits mit zwölf Jahren hatte ich begonnen, Thaiboxen zu trainieren. Später auch den afrikanischen Kampfsport Kazimba Ijakedi. Nachdem ich mich einem Sufi-Orden angeschlossen hatte, brachte mir mein Meister Atemübungen und Meditation nahe. Irgendwann meinte er dann, das sei Ägyptisches Yoga. Und plötzlich war es cool.

Basiert das von Ihnen entwickelte Afrikan Yoga auf Ägyptischem Yoga?
Ja, Afrikan Yoga basiert auf der altägyptischen Yoga-Form Smai Tawi, was „Verbindung von Zweien“ bedeutet und sich unter anderem spirituell auf die Vereinigung von männlichen und weiblichen Energien bezieht. Die statischen Positionen aus ägyptischem Yoga habe ich um erprobte Praktiken aus meiner Tanzerfahrung und Elemente aus dem Kampfsport und dem angolanischen Capoeira erweitert. Im heutigen Ägypten lehrt niemand mehr diese alte Form. Ich habe sie wiederbelebt und bereichert.

Es gab bzw. gibt also mehr als die klassisch indischen Yoga-Formen?
Die Inderinnen und Inder erheben Anspruch darauf, dass Yoga in ihrem Land entstanden ist. Das stimmt aber lediglich soweit, als dass das Wort Yoga, das auch Vereinigung bedeutet, Sanskrit ist. Der Lebensstil jedoch, für den Yoga steht, der einen in Einklang bringt mit einem höheren Bewusstseinszustand, mit dem Göttlichen oder der Glückseligkeit – dieses Prinzip ist universell. In diesem Sinne wurden yogische Praktiken weltweit – in Japan, Hawaii, von den Kelten und den alten Ägyptern – entwickelt. Immer gab es Menschen, die diesen Zustand erreichen wollten und ihre Methoden weitergaben.

Afrikan Yoga

Diese spezielle Yoga-Form wurde von Pablo Menfesawe-Imani gegründet und basiert auf Smai Tawi (Ägyptisches Yoga), wie es bereits vor tausenden von Jahren unter anderem in den Pyramidentexten festgehalten wurde. Afrikan Yoga verbindet statische Positionen („Sayunaats“) mit rhythmischen Bewegungsabläufen („Hudu“), die Tai Chi ähneln, und mit Afrikanischem Tanz.

Die Verwendung von Trommelmusik und die Lebendigkeit der Bewegungen in Abwechslung mit klassischen Yogastellungen charakterisieren Afrikan Yoga. Atmung, Körperbewusstsein und die Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther stehen im Mittelpunkt. Ziel ist, Alltagsstress zu reduzieren und eine Verbesserung des allgemeinen psychischen, physischen und spirituellen Gesundheitszustandes zu erreichen. P. O.-K.
Mehr Informationen unter www.afrikanyoga.com

Sie sind eigentlich Künstler, Gesundheitsberater und Kinesiologe. Wann haben Sie Afrikan Yoga entwickelt?
Ich biete Afrikan Yoga-Kurse seit über zehn Jahren an. Mittlerweile lehre ich weltweit und bilde auch Lehrerinnen und Lehrer aus. Ich bin unter anderem Mitglied in der British School of Yoga, dem Independent Yoga Network und der International Association of Black Yoga Teachers.

Sie stammen ursprünglich aus Jamaika. Was hat Sie und Ihre Familie nach Uganda gebracht?
Ich würde sagen, es war göttliche Fügung, dass wir hier gelandet sind. Die Yoga-Form, die ich lehre, wurde im Niltal entwickelt. Die Vorfahren der altägyptischen Priester, die sie ausübten, kamen vom Land zwischen der Quelle des Nils und den Mondbergen. Heute heißt dieses Land Uganda, die Quelle ist sozusagen hier. Zurück zur Quelle.

Was unterscheidet Afrikan Yoga von anderen Formen?
Der größte Unterschied zu anderen Yoga-Formen sind die rhythmischen, fließenden Bewegungsabläufe, „Hudu“, die neben den klassischen statischen Yoga-Positionen eingesetzt werden. Bei manchen Positionen ist es auch einfach der Ansatz, der unterschiedlich ist. Der klassische Bewegungsablauf „Sonnengruß“ zum Beispiel ahmt den Lauf der Sonne nach. In der sehr ähnlichen altägyptischen Stellungsabfolge, der „Reise des Ra“, ahmt man sie nicht nur nach, sondern man wird zur Sonne.

Patricia Otuka-Karner ist Theaterwissenschaftlerin und forscht zu afrikanischen Kulturen. Gerne bringt sie InteressentInnen mit Pablo Menfesawe-Imani in Kontakt: patriciakarner@hotmail.com

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