Von Monika Schneider-Mendoza
Nina Sandino war schon vieles in ihrem Leben: Architektin, Aktivistin, Tänzerin und Tanzpädagogin. Heute vereint sie all diese Fähigkeiten unter dem Titel Eco-Social-Designerin. Architektur hat die 38-Jährige in Managua, der Hauptstadt Nicaraguas studiert, Tanzpädagogik in Wien. „Ich wurde in der nördlichen Karibik in Nicaragua geboren, in Puerto Cabezas, auch genannt Bilwi in der indigenen Miskito-Sprache. Das bedeutet kleine Schlange auf einem Blatt. Aber aufgewachsen bin ich am Pazifik. Das ist ein großer Unterschied,“ erzählt sie. Die Liebe hat sie mit 24 Jahren dazu gebracht, den Kontinent zu wechseln. Auf ihrer Website steht ein Gedicht der nigerianischen Dichterin Ijeoma Umebinyuo:
So, here you are
too foreign for home
too foreign for here
never enough for both.
Man könnte es so übersetzen: „Hier bist du nun, zu fremd für zu Hause, zu fremd für hier. Nie genug für beide.“ Ein Gefühl, das viele Menschen kennen, die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind, als ihre Eltern. Oder die in ihrer Kindheit und Jugend häufig umgezogen sind. Diese Menschen nennt man Third Culture Kids. Dass dieses Gefühl auch innerhalb eines Landes entstehen kann, weiß Sandino aus eigener Erfahrung: „Mein zweiter Nachname ist Rossmann. Die Familie meines Papas ist weiß und kommt aus der Kolonialstadt Granada. Ein Urgroßvater stammte aus Deutschland und kam wegen des Goldfiebers nach Nicaragua. Die Familie meiner Mama hat indigene und Schwarze Wurzeln. Meine Großmutter konnte noch Miskito sprechen. Meine Mama hat es nicht mehr gelernt, weil indigene Sprachen verboten wurden. In der Schule durfte sie nur Spanisch sprechen.“
Während die Pazifikküste in Nicaragua von Spanien kolonisiert wurde und die Mehrheit der Bewohner:innen heute Mestiz:innen sind, leben in der Karibik die Nachkommen versklavter Menschen und die indigene Bevölkerung. Die dichten Mangrovenwälder, Schlangen und Moskitos verhinderten das Durchkommen der Spanier. Während sich an der Pazifikküste die katholische Kirche durchsetzte, gab es in der Karibik unterschiedliche Einflüsse wie die Obeah Woman – weibliche spirituelle Heilerinnen oder Schamaninnen. Die Obeah-Tradition ist eine afro-karibische spirituelle Praxis, die Elemente afrikanischer Religionen und indigene Glaubenssysteme verbindet. „Für mich war schon in Nicaragua klar, dass, obwohl meine beiden Eltern aus Nicaragua kommen, ich immer schon zwischen zwei Welten war. Die Unterschiede zwischen den Familien waren so groß.“ Es war ihre Familiengeschichte, die Sandino 2019 auf das Thema Fast Fashion brachte…
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