Hinter den Fairtrade-Kulissen

Von Michaela Krimmer · · 2010/05

Der Veranstalter Ruefa bietet Reisen zu Fairtrade-Kooperativen an: Reisende können zum Beispiel die Produktion von Bananen miterleben.

Haben Sie schon einmal gesehen, wie Bananen von den Plantagen in die Abpackstation kommen? Zuerst kontrolliert ein Arbeiter, wie lang die Bananen sind, dann schneidet er die Bananen von der Staude und hängt sie an einem Haken auf ein Drahtseil. Ganz am Anfang vor den herunterbaumelnden, zahlreichen Bananen sitzt ein Arbeiter auf einem Sessel mit Motor, der auch auf dem Drahtseil hängt. Oder der Arbeiter zieht die ganze Ladung Bananen. Das ist der so genannte „tren“, der Zug, mit dem die Bananen nun ihren Weg durch die riesigen Bananenplantagen in die Abpackstation antreten. Manchmal dauert die Fahrt 30 Minuten, da hängen sich die „Zugführer“ gerne ein Kofferradio auf, um sich die Zeit zu vertreiben. Und so kann es gut sein, dass man durch die Bananenplantage von El Guabo wandert und so einem „Bananenzug“ mit lauter Musik begegnet.

Die Fairtrade-Kooperative El Guabo in Ecuador zählt 350 Mitglieder, die das ganze Jahr in den Bananenplantagen arbeiten. Fairtrade-Bananen, nicht nur aus der Kooperative El Guabo, sind der Verkaufsschlager unter den sozial nachhaltig produzierten Waren. Doch wer hat je gesehen, wo und wie Bananen wachsen, wie sie geerntet werden? Und wer diese Arbeit macht und wieviel er oder sie dafür verdient?

Ruefa bietet seit 2007 Reisen zu Fairtrade-Kooperativen wie zu jener in Ecuador an. Weiterer Programmpunkt der zweiwöchigen Reise ist auch der Besuch einer Fairtrade-Rosen-Kooperative. Auf der Reise lernen die TeilnehmerInnen, das System von Fairtrade zu verstehen: Wofür werden die Sozialprämien eingesetzt, wie ist eine Kooperative aufgebaut?

Nachhaltig ist auch die Reisegestaltung. Die ReiseteilnehmerInnen schlafen in kleinen Hotels, die von Einheimischen geführt werden. „Das ist schon ein Unterschied zu den typischen Reisen nach Mallorca. Man jettet dort hin und schläft in einem Hotel einer internationalen Kette und wechselt kein Wort mit einem Einheimischen“, sagt Irene Korger Binder von Ruefa-Reisen. In Ecuador schlafen die Reisenden unter anderem in der kleinen Sani Lodge, geführt von Quechua-Indigenen, die mit den Gewinnen Projekte in ihren Gemeinden finanzieren.

Eine weitere Reise führt nach Nicaragua. Neben einer Kaffee- wird auch die Kakao-Kooperative besucht, von der der bekannte österreichische Schokoladenhersteller Josef Zotter Kakao für seine Mitzi Blue-Schokolade einkauft.

Bis jetzt sind die Reisen zu den Kooperativen ein Nischenprodukt in der schnelllebigen Tourismusbranche. Irene Korger Binder hofft trotzdem auf ein Umdenken in der Industrie. „Es gibt immer mehr Nachfrage nach solchen Reisen. Ein kleines Umdenken findet bereits statt.“

Natürlich kann man anzweifeln, ob eine Reise, die um den halben Globus führt, überhaupt nachhaltig sein kann. Durch eine Kooperation mit „Atmosfair“ (siehe SWM 12/07) möchte Ruefa auch dem entgegenwirken. Jeder kann für seinen Flug die ausgestoßenen Schadstoffe „freikaufen“. Das Geld wird in Umweltprojekte investiert.

In den letzten Jahren gab es auch eine Reise zu Fairtrade-Teeplantagen in Indien. Zu Fairtrade-Kooperativen in afrikanischen Ländern führt bis jetzt noch keine Reise. Doch Ruefa streckt bereits die Fühler aus. Lateinamerika wird weiterhin die Nase vorne haben, aber vielleicht kann man schon bald Baumwoll-Kooperativen in Senegal oder Rosenfarmen in Kenia besuchen.

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