Tanzen, kochen, reden, spüren

Von Redaktion · · 2016/06

Wieso das ImPulsTanz-Festival am besten ist, wenn man selbst im Rahmen von Workshops mitmacht, erfuhr Stefanie Braunisch von der Choreografin Karine LaBel.

Sie gestikuliert mit den Händen, ihre Augen strahlen – man merkt sofort Karine LaBels Begeisterung für Tanz. Etwa, wenn sie vom Gemeinschaftsgefühl erzählt, gemischt auf Englisch und Deutsch, da ihr einzelne Wörter auf Deutsch nicht gleich einfallen. „Ich unterrichte immer gerne beim ImPulsTanz. Dabei lege ich ein Wochenprogramm wie ein gemeinsames Ritual an. In Haiti hat jeder Tag einen anderen Hintergrund, eine andere Bedeutung und eine andere Farbe. Am Anfang wissen das die Teilnehmer natürlich nicht, aber sie merken es schnell und am zweiten Tag reagieren viele schon darauf.“ ImPulstanzTanz, 1984 gegründet, ist mittlerweile ein international anerkanntes Tanzfestival in Wien, das jedes Jahr über 100.000 Besucherinnen und Besucher anlockt. An insgesamt 14 Spielstätten sind Performances zu sehen, darunter in etablierten Häuser wie dem Volkstheater, dem Akademietheater, dem Leopoldmuseum sowie in klassischen Tanzlocations wie dem Arsenal oder dem Tanzquartier.

Auch unter Tänzerinnen und Tänzern innerhalb und außerhalb Österreichs wird Wien zwischen Mitte Juli und Mitte August als Ort des Austausches genutzt. ImPulsTanz will dabei nicht nur vorzeigen, sondern zudem zum Mitmachen bewegen – über die beliebte Workshop-Reihe.

Auf Augenhöhe. LaBel ist seit 2004 als Choreografin beim ImPulsTanz-Festival dabei. Sie bezeichnet sich selbst als Fan der Workshop-Schiene: „Bei den Performances hat Contemporary, also Zeitgenössischer Tanz, die Oberhand bekommen. Das Festival verliert dadurch nicht an Authentizität, aber ich habe das Gefühl, dass der Performance-Teil sehr intellektuell ist.“

LaBel wurde 1970 in Les Cayes auf Haiti geboren. Nach ihrer Tanzausbildung in Haitianischem Tanz und Modern Dance zog sie 1991 nach Paris und begann ihr Studium am Centre de Danse Pluriafricaines. Seit 1996 lebt sie in Wien, aktuell lehrt sie am Universitätssportinstitut Wien.

Vergangenes Jahr startete sie im Rahmen von ImPulsTanz den Workshop „Ratatouille“. Dabei geht es ihr um das Zusammenkommen der Menschen, den Austausch untereinander. Ratatouille steht für gemeinsames Kochen, Tanzen, Diskurs über Kultur, religiöse Diskussionen und Miteinander. Tanz als verbindendes Element zwischen Menschen. „2015 waren einige Flüchtlinge dabei, die haben mit uns getanzt, dann haben wir gemeinsam gekocht und über die einzelnen Situationen geredet. An einem Tag ging es um Persönliches, wie ihre Reise oder die Bürokratie hier. An einem anderen Tag um Religion. Jeder hatte die Möglichkeit zu reden.“

Voodoo. In den ImPulsTanz-Workshops werden verschiedene Kunstgattungen vermischt. LaBel lässt etwa immer wieder haitianischen Voodoo-Tanz in ihre Kurse miteinfließen: „Mir geht es um die Bewegung, um die Freiheit beim Tanz. Und jeder soll dabei auch die Möglichkeit haben, sich selbst zu spüren und die Spiritualität selbst zu interpretieren. Das ist das Schöne an Workshops. Bei den Performances sind eher Leute im Publikum, die einfach gerne zusehen. Bei den Workshops sind die Menschen ganz anders.“

Das ImPulsTanz-Festival findet heuer von 14. Juli bis 14. August statt. Details zum Programm, inklusive Workshop-Anmeldung, unter www.impulstanz.com

Stefanie Braunisch ist freie Journalistin und lebt in Wien.

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