3000 Jahre Genuss

Von Benjamin Kuscher · · 2000/03

Schokolade ist der Inbegriff von Genuss – aber auch die Kolonialware par excellence.

„Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt wie gerade bei der Kakaobohne, stellte bereits Alexander von Humboldt (1769-1859) fest.

Die ersten Menschen, die Kakao und Schokolade kannten, waren die Olmeken in Mittelamerika vor über 3000 Jahren. Von ihnen übernahmen Mayas und Azteken die Schokolade.

Nach der Entdeckung Amerikas durch Columbus im Jahre 1492 fand die Schokolade am Anfang des 16. Jahrhunderts ihren Weg nach Spanien und schließlich über Italien und Frankreich nach ganz Europa. Aber erst dreihundert Jahre später entwickelte sich aus dem Getränk der europäischen Eliten ein Produkt für die breitere Masse.

Die Erfindungen des 19. Jahrhunderts machten die industrielle Fertigung von Kakaoprodukten möglich. So entwickelte der Holländer Coenraad van Houten bereits im Jahr 1828 ein Verfahren zur Herstellung von Kakaopulver mit sehr geringem Fettanteil durch Einsatz einer hydraulischen Presse. 1847 entwickelte die Firma J.S. Fry & Sons eine Methode, geschmolzene Kakaobutter (bis dahin nur ein Abfallprodukt) mit Kakaopulver und Zucker zu vermischen. Das Ergebnis war ein dünnerer, weniger zähflüssiger Teig, der in Formen gegossen werden konnte und nicht so brüchig und trocken war wie die Schoko-Tafeln des 18. Jahrhunderts.

Diese erste Essschokolade der Welt wurde 1849 in Birmingham auf den Markt gebracht und war sofort ein riesiger Erfolg. Heute nach 150 Jahren Erfolgsgeschichte steigt der Konsum von Schokolade noch immer. In Deutschland liegt der jährliche Verbrauch bei 8,6 Kilo pro EinwohnerIn, das sind 86 Tafeln Schokolade pro Person.

Allerdings ist Schokolade nicht nur eine der beliebtesten Süßigkeiten der Welt, sondern auch ein Symbol für den Imperialismus der letzten Jahrhunderte. Der Ausbau der Monokulturen in den Kolonien garantierte zwar den Kakaonachschub für die europäischen Schleckermäulchen, machte aber die afrikanischen Kolonien und späteren Staaten abhängig von den schwankenden und seit langem fallenden Weltmarktpreisen. Bis heute leiden die Kakaobauern in den tropischen Ländern unter einem ständig sinkenden Einkommen.

Seit einigen Jahren gibt es in Österreich eine alternative Möglichkeit, Schokolade zu genießen, ohne auf eine gerechtere Welt zu vergessen. Die Kombination von Genuss und sozialer Idee ist geglückt. Das beweist ein Blick in die TransFair-Statistik. Im Jahr 1999 wurden 56.433 Kilogramm Schokolade mit Trans Fair-Siegel verkauft, das ist um 133% mehr als im Jahr zuvor. Diese Schokoladen versüssen nicht nur das Leben der vielen österreichischen KundInnen, sondern auch das Tausender Familien in Ländern des Südens. Kakaobauern in Ghana, Zuckerrohrbauern in Costa Rica und Imker in Mexiko liefern die Gentechnik freien Rohstoffe für die Süßigkeiten von TransFair. Die garantierten Mindestpreise und Mindestlöhne ermöglichen den Weg zu einer bescheidenen aber menschenwürdigen Existenz. Literaturtipp: Sophie D. Coe, Michael D. Coe: „Die wahre Geschichte der Schokolade“, Fischer Tb, Frankfurt/ Main 1999, 352 Seiten. öS 145,-.

Transfair Schokolade erhältlich in allen Weltläden und ausgewählten Supermärkten.

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