Globaler Trend: Millionen Jobverluste im IT-Bereich

Von Magdalena Pichler · ·
Zeichnung eines Computers mit den Buchstaben KI, Kürzel für Künstliche Intelligenz am Bildschrim

Künstliche Intelligenz verdrängt zunehmend Programmier:innen in Asien.

Indien steht an einem Wendepunkt: Das Land mit beinahe 1,5 Milliarden Einwohner:innen hat sich über Jahrzehnte als Werkbank der globalen IT etabliert. Bislang galten diese vielen, jungen Fachkräfte als wirtschaftlicher Vorteil für das Land. Auch westliche Firmen, die im Rahmen von Offshoring, also der Auslagerung von Arbeit in andere Länder, auf günstigere Lohnkosten setzten, profitierten von den indischen Programmierer:innen. Seit der leichten Anwendbarkeit von generativer künstlicher Intelligenz (KI), wie etwa mit dem US-amerikanischen Chatbot ChatGPT, geraten aber Jobs, wie die des Programmierers oder der Texterin, unter Druck. Laut einem Bericht von Deutschlandfunk haben schon Millionen von Menschen in Indien ihre Arbeitsplätze in der Branche verloren. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem das Land selbst stark auf KI setzt: Zahlreiche Modelle werden in Indien trainiert und große Datenmengen dort verarbeitet, wie etwa das deutsche Handelsblatt berichtet.

Gute Erfahrungen mit ChatGPT

Lukas Görög leitet die KI-Akademie für Künstliche Intelligenz und Digitalisierung in Wien. Die Akademie bietet u.a. Trainings für Firmen an. Zuvor hat Görög mit drei Freelancern aus Sri Lanka zusammengearbeitet. Telekommunikation und Informationstechnologien zählen mit zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen des Inselstaats mit etwa 23 Millionen Einwohner:innen. „Die Aufgabe für die Freelancer war es kleine Skripte zu programmieren, ein bisschen Copywriting, also Texte, auf Englisch zu machen, simple Webseiten zu entwickeln, alles in allem einfache Tätigkeiten“, erzählt er.  Dann kam 2022 ChatGPT. Damit so Görög, habe er gute Outputs bekommen, ohne dass er drei Mal nachadjustieren lassen mußte. Und schließlich war er mit den KI-generierten Ergebnissen zufriedener als mit den Freelancern. 

Vom Offshoring zum Nearshoring

Görög geht davon aus, dass westliche Firmen in Zukunft mehr auf Qualität und Nearshoring setzten, also die Verlagerung von Geschäftsprozessen in näher gelegene Länder, wo die Lohnkosten niedrig sind. Also zum Beispiel, von Österreich in Länder im Osten Europas. Für die Erledigung von komplexen Aufgaben und die Herstellung von Qualitätsprodukten arbeiten dort Menschen, einfachere Tätigkeiten können mit KI ausgeführt werden.
Als in dieser Hinsicht besonders vom Einsatz von KI betroffen, sieht Görög die Menschen in Indien, Pakistan oder Sri Lanka. Er hält es auch für möglich, dass Nearshoring in den kommenden Jahren Offshoring überholen könnte.

Vom Jobverlust im IT-Bereich sind auch Programmierer:innen in Österreich betroffen, die Zahl der als arbeitslos gemeldeten steigt. Mit Stand Ende Oktober waren es laut AMS-Daten 245, dazu kommen 50 in Schulung. Sofort verfügbare Stellen über das AMS gibt es 16. Dazu kommen 95 arbeitslose Web-Programmierer:innen. Auch bei anderen Jobs im IT-Bereich, wie bei EDV-Trainer:innen gibt es einen relativ hohen Stellenandrang. Besser sieht es bei SAP-Programmier:innen aus. Die IT-Branche ist also nah und fern von großen Umwälzungen betroffen.

Magdalena Pichler ist freie Journalistin mit Fokus auf Kultur und Gesellschaft. Sie studierte Politikwissenschaft, Theater-, Film und Medienwissenschaften und Journalismus. 

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