Taxifahrer sind ja bei Journalisten und Journalistinnen beliebt als „authentische Stimmen aus dem Volk“. Gerade hatte ich das Vergnügen mit so einem Prachtexemplar. Rodrigo Bermúdez stammt aus Bogotá, wohnt und arbeitet aber wie so viele KolumbianerInnen in Venezuela, und das schon seit 34 Jahren. Bermúdez begrüßt die Entspannung zwischen den zwei Nachbarländern, auch wenn er dem neuen kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos ebenso wenig über den Weg traut wie seinem Vorgänger Álvaro Uribe – „die wollen doch dasselbe, auch wenn Santos raffinierter dabei vorgeht“.
Dagegen ist er voll des Lobes für Hugo Chávez, weil der mit den Millionen aus der Erdölförderung nach Kräften versuche, die Armut in Venezuela zu bekämpfen. „Eine besonders gelungene Einrichtung sind die areperas socialistas“, schwärmt er, „eine Art sozialistischer McDonalds“, wo es den Nationalsnack, die Maisfladen (arepas), zum subventionierten Preis gibt.
Mit der wirtschaftlichen Lage in seiner Wahlheimat ist er trotz hoher Inflation zufrieden, auch die grassierende Kriminalität beunruhigt ihn nicht besonders.
Gegen Ende der Taxifahrt durch den gefürchteten Stoßverkehr von Caracas outet er sich schließlich als Anhänger des verblichenen chilenischen Diktators Augusto Pinochet, der von 1973 bis 1990 mit eiserner Faust regierte. „Na klar, Pinochet hat viele Tote auf dem Gewissen“, meint er trocken, „aber er hat wenigstens für Ordnung gesorgt, und heute ist Chile das fortschrittlichste Land Lateinamerikas“.
Dann sind wir am Ziel, und weitere Abgründe bleiben uns erspart. Soviel steht fest: Die Chávez-Fans sind ein bunter Haufen.
Gerhard Dilger
Caracas, Venezuela
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