Agrar-Kolonialismus in Afrika. Eine andere Landwirtschaft ist möglich

Von Christian Felber · · 2008/10

Uwe Hoering

Sachbuch. VSA, Hamburg 2008, 160 Seiten, € 12,20

Eine Welle der „grünen Revolution“ soll Afrika überrollen. Diese geht aber nicht von den Graswurzel-Bewegungen des Kontinents aus, son dern von mächtigen Global Players: Weltbank, USAID, EU-Kommission, Rockefeller- und Bill & Melinda-Gates-Stiftung. In Kooperation mit lokalen Regierungen wollen sie Afrikas „unproduktive“ Landwirtschaft mit Kunstdünger, Gentechnik, privaten Landtiteln und Staudämmen aus dem Dornröschenschlaf reißen und in eine florierende Exportzone für Schnittblumen, Tropenfrüchte und Agrotreibstoffe verwandeln.
Das aktuelle Buch des deutschen Nord-Süd-Journalisten Uwe Hoering (zuletzt: „Vorsicht: Weltbank“ und „Das Wasser-Monopoly“) analysiert die Hintergründe der geplanten Modernisierung und ihre drohenden Auswirkungen. In Afrika leben rund 70 Millionen Familien von wenigen Hektar Land, auf denen sie mit Mischkultur und Low-Tech für den Eigenbedarf produzieren. Überschüsse werden auf den lokalen Märkten verkauft, falls noch möglich: Diese wurden infolge der Handelsliberalisierung der vergangenen Jahrzehnte von subventionierten Billigimporten aus den USA und der EU überschwemmt. Zahllose Reis-, Getreide-, Rindfleisch- und Geflügelbauern wurden in den Ruin getrieben. Afrika, bis 1980 Selbstversorger, importiert heute ein Viertel seiner Grundnahrungsmittel.
Doch nicht darin sehen die Modernisierer von Weltbank bis Gates-Stiftung das Problem, sondern im Kränkeln der afrikanischen Weltmarktexporte. Ihre „Heilmittel“ stoßen wiederum bei lokalen BäuerInnenorganisationen auf Widerstand. Kunstdünger ist teuer und belastet den Boden, Gentechnik schafft Abhängigkeit und verringert die Sortenvielfalt. Die Privatisierung von Land und Wassernutzungsrechten löst einen Umverteilungsprozess aus, an dessen Ende zumeist die Konzerne als Gewinner und die KleinbäuerInnen als VerliererInnen dastehen.
Afrikanische BäuerInnenorganisationen fordern daher statt einer „grünen Revolution“ eine „Regenbogen-Evolution“: Ansätze von unten wie „Mapambano“-Kompost, Gemeinschaftsbesitz oder traditionelle Wassernutzungssysteme eignen sich für sie besser als „Modernisierung“. Das Leitziel der Bäuerinnen und Bauern ist Ernährungssouveränität: Selbstversorgung mit Lebensmitteln und Selbstbestimmung der Agarpolitik.

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