Ausrasten im Supermarkt

Von Redaktion · · 2013/11

Der Weg in den Supermarkt wird immer anstrengender. Ist es nicht erschütternd, wenn man sieht, was sich Menschen ins Einkaufswagerl hineintun? Alles dreimal in Plastik verpackt, alles muss eingeflogen werden, jede Kiwi hat tonnenweise CO2-Belastung auf sich geladen! Aber die Kiwi, die denkt sich nix dabei. Die fährt nach Europa, nimmt einem steirischen Apfel den Arbeitsplatz weg und kommt sich noch gut vor dabei: „Ich hab schon viel mehr gesehen von der Welt. Ätschpätsch. Ich bin viel weltgewandter als ihr runzeligen Äpfel! Ich lande noch einmal im Magen von einer schönen Frau und werde nicht so wie ihr steirischen Äpfel in einem schmuddeligen Bio-Laden langsam verschimmeln, weil euch keiner mag!“

Das kann einen so aufregen. Wenn man da nicht aufpasst, verliert man die Beherrschung und haut der Kiwi eine in die Goschen, sodass einem der ganze Matsch an den Fingern klebt! Und im nächsten Moment erschrickt man: „Ich hau der Kiwi eine rein, nur weil sie aus dem Ausland kommt! Ich bin ein Rassist! Ich muss mich bei der Kiwi entschuldigen. Die kann ja auch nix dafür. Soll sie zu Fuß hergehen?“ Man versucht, ein weltoffener Mensch zu sein und dann passiert einem so etwas. Man denkt sich: „Vielleicht muss ich mit der Kiwi ins Gespräch kommen.“ Aber die schweigt.

Dann wird dir klar: „Vielleicht war ich in einem früheren Leben Pirat in Neuseeland und ein paar Kiwis sind mir auf den Kopf gesprungen! Jetzt will ich mich rächen!“ Das könnte das erklären. Aber dann kommt man drauf: „Ich war in meinem früheren Leben kein Pirat. In der Rückführung, die ich gemacht habe, ist eindeutig herausgekommen: Ich war verheiratet mit der Hildegard von Bingen! Und davor? Ich hab schon in der Steinzeit dem Sonnengott ein Niedrigenergieopfer dargebracht! Ich war immer bei den Guten!“

Das ist sicher eine Situation, die wir alle kennen: Man spricht mit einer Kiwi und die Billa-Verkäuferin versucht, die Rettung zu rufen. Daher die Frage: Wie kommen Sie, geneigte Leserin, geneigter Leser, aus einer solchen Situation wieder heraus? Ich hab beim letzten Mal gesagt, dass das Ganze eine Performance im Rahmen der Wiener Festwochen ist. Ob der Schmäh beim nächsten Mal auch durchgeht, weiß ich nicht. Vielleicht sollten wir eine Selbsthilfegruppe für globalisierungskritische Öko-Choleriker gründen. Mal sehen.

Georg Bauernfeind ist Kabarettist und Publizist in Wien.
Programm und Termine auf www.georg-bauernfeind.at

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