B wie Bleiben wie Beirut

Von Redaktion · · 2011/10

Iman Humaidan-Junis

Roman. Aus dem Arabischen übersetzt von Hartmut Fähndrich. Lenos Verlag, Basel 2011, TB-Ausgabe, 224 Seiten, EUR 12,50

Ein Krieg, eine Stadt, ein Haus. Mitten darin leben vier Frauen. Sie heißen Lilian, Warda, Kamilja und Maha. Lilian, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Visum für Australien. Warda, deren Gedanken ständig um ihre Tochter Sarah kreisen. Kamilja, die einen Film über die libanesischen Milizionäre drehen will und Maha, die zu ihrer Verbündeten wird.

Jede von ihnen hat ihr eigenes Kapitel, in dem sie von ihrem Leben im libanesischen Bürgerkrieg erzählt. Indem sie als „Ich-Erzählerinnen“ zu Wort kommen, taucht der Leser, die Leserin in das subjektive Empfinden dieser Frauen ein. Auf diese Weise gelingt der Autorin, was weder Fernsehdokumentationen noch Sachbüchern gelingen kann: Eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie sich ein Krieg in das Leben von Frauen, ihre sinnliche Wahrnehmung und ihre Körper einschreibt. Wie er ihren Alltag ebenso beeinflusst wie ihre sexuellen Beziehungen. Der Krieg drückt sich aus in Sprachlosigkeit und Schweigen. Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen ebenso wie Realität und Phantasie, der Wunsch auf eine bessere Zukunft erscheint grotesk.

Die Autorin Iman Humaidan-Junis erzählt keine „actionreichen“ Geschichten von HeldInnen oder MärtyrerInnen. Ebenso wenig geht es ihr darum, „Tatsachenberichte“ wiederzugeben, die sich so und nicht anders zugetragen haben. Politische Ereignisse werden erwähnt, dienen aber lediglich der besseren zeitlichen Einordnung. Letztlich sind sie aber genauso nebensächlich wie die Namen der erzählenden und beschriebenen Personen. Im Vordergrund steht der Versuch, den Facetten des Krieges nachzuspüren und begreifbar zu machen, wie viele unterschiedliche Einzelschicksale sich in einem Krieg verbergen. Es ist ein Buch, das verstört, weil es Empathie und Betroffenheit erzeugt. Trotz allem entlässt Humaidan-Junis die LeserInnen nicht ohne einen Funken Hoffnung auf Frieden und darauf, dass es auch in Zukunft Geschichten zu erzählen geben wird.
Bettina Akremi

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