Buenos Hermanos – Ibrahim Ferrer

Von Werner Leiss · · 2003/03

World Circuit/Vertrieb Lotus

Ist der süß, sagen die Damen durchaus mit Respekt und meinen einen Herren, der 1927 geboren wurde. Das dürfte vielleicht nicht immer so gewesen sein. Süßigkeiten und Popcorn hat er verkauft, in lokalen Bands in Santiago gesungen, bevor er 1957 nach Havanna ging, um mit dem legendären Orquesta Ritmo Oriental und Beny Moré zusammen zu arbeiten. Böse verkannt wurde er damals als Sänger des Bolero, der klassischen, tiefgründigen Ballade, als dessen Interpret ihn heute alle schätzen und lieben. Stattdessen wurden ihm Guarachas, Sones und ähnliche schnellere Songs zugewiesen.
1991 ließ er das Musikgeschäft hinter sich, erleichtert, obwohl er wieder auf der Straße stand und sich das Leben mit dem Verkauf von Lottoscheinen und Schuheputzen verdienen musste. Bis, ja, bis eines Nachmittags sieben Jahre später, während einer Buena Vista Session Ry Cooder nach einer sanften Stimme für den Bolero fragte. Der Rest ist Geschichte.
Fest steht vorweg: das neue Album ist phantastisch, die musikalische Kubakrise existiert angesichts dieser außerordentlichen Darbietung allerhöchstens in den Köpfen. Wieder produziert von Ry Cooder, begleitet von exzellenten Musikern wie dem Bassisten Cachaíto Lopez, dem Herzstück des Buena Vista Social Clubs, der auf jedem Stück dieser Serie spielte; Manuel Galbán, dem Kopf der legendären Los Zafiros, dessen aktuelles Album ebenfalls sehr empfohlen sei. Dann Chucho Valdés, Pianist, Mitglied bei Irakere und der vermutlich bekannteste Jazzmusiker Kubas. Es können hier leider nicht alle Mitwirkenden erwähnt werden, bemerkt seien nur noch kurz die US-Beiträge Flaco Jimenez, Jim Keltner (auch ein eigenes Kapitel wert) und die Blind Boys of Alabama.
Über allem aber steht die außergewöhnliche Stimme Ibrahim Ferrers. Dieser Mann ist hier authentisch, lebendig und leidenschaftlich wie noch nie und hat die Musiker seines Lebens gefunden. Und die hat er mehr als verdient.

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