Christoph Görg/ Ulrich Brand (Hg.): Mythen globalen Umweltmanagements

Von Robert Lessmann · · 2003/03

Rio + 10 und die Sackgassen ‚nachhaltiger Entwicklung‘.

Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2002, 217 Seiten, 1 15,30

„Nachhaltige Entwicklung“ als Kitt des neoliberalen Scherbenhaufens? Zum viel zitierten Stichwort Nachhaltigkeit haben Görg und Brand acht Aufsätze zusammengestellt, die mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Themenschwerpunkten (Ökofeminismus, Biopiraterie, Klimawandel, Landwirtschaftspolitik u.a.) Fundamentalkritik an einem globalen Entwicklungs- und Umweltmanagement und seinem Diskurs üben. Diesem wird angesichts der Herausforderungen weithin Einfalls- und Mutlosigkeit attestiert, sofern man überhaupt ehrliches Bemühen unterstellt.
Die Chancen, die sich nach dem Ende der Blockkonfrontation eröffneten, wurden nicht genutzt, die „Friedensdividende“ nicht ausbezahlt. Daran konnte auch der Versuch von Rio nichts ändern, Umwelt- und Entwicklungsproblematik durch den Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“, diskursiv zusammenzuführen und zu versöhnen. Kritik am Neoliberalismus könne durch eine technokratische Nachhaltigkeitsdebatte vielmehr entschärft und die grundlegenden Probleme verkleistert werden.
Das bedeutet in der Praxis: Inwertsetzung. Natur ist nicht mehr einfach Natur, unerschöpfliche Ressource und Abfalldeponie, sondern in dieser Eigenschaft ein zunehmend knappes Gut, das bezahlt werden muss. Abwässer müssen geklärt werden, Regenwälder werden zu „Kohlendioxyd-Senken“ und Schadstoff-Emissionen zum Handelsgut. Der Markt soll es richten.
Mehr noch: Rio (1992) fiel zusammen mit dem ersten Krieg gegen den Irak, Johannesburg mit dem „Anti-Terror-Krieg“. Auch die „neue Weltordnung“ wird thematisiert: „Nicht Kooperation und die gemeinsame Suche nach Wegen zur Lösung der ‚Weltprobleme‘, sondern die gegebenenfalls militärische Absicherung der dominanten Interessen stand im Zentrum dieser Politik.“ Die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen werde zurückgedreht: Einschlägigen Abkommen bleibt man zunehmend fern oder kündigt sie auf.
Trotzdem: Die Niederungen der Reformdebatten werden uns nicht erspart bleiben. Dass Gegenentwürfe zu kurz kommen, ist schade aber legitim. Sie müssen Thema eines anderen Buches bleiben.

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