Daheimsein und Fremdsein

Von Werner Hörtner · · 2011/10

Die in Wien lebende türkische Regisseurin Emel Heinreich bringt seit Jahren Themen wie Zwangsheirat, Migration, Heimat und Identität auf die Bühne. Mit ihrem neuesten Stück „Flugpunkt“ ist sie ab Oktober auf Tournee durch Österreich.

In Kayseri in der Türkei geboren und in Istanbul aufgewachsen, begann Emel schon in der Volksschule mit dem Theaterspielen. Mitte der 1980er Jahre verschlug sie das Schicksal nach Tirol und einige Jahre später nach Wien, wo nun die Bühnenbretter endgültig zu ihrem Boden wurden. 2006 begann die Schauspielerin und Regisseurin mit der Entwicklung des Hochzeit-Projektes, in dem der in patriarchalen Kulturen ausgeübte Zwang auf Frauen thematisiert wird.

Die türkische Künstlerin mit dem österreichischen Namen – den sie durch eine Adoption angenommen hat – will mit den Mitteln des Theaters die kulturellen Zwänge aufbrechen, durch Religionen und Traditionen zementierte Verhaltensweisen in Frage stellen. Zwänge, die im Thema „Zwangsheirat“ versinnbildlicht werden. Über dieses Thema gerät die Regisseurin auch zur Integrationsproblematik. Die Regisseurin legt großen Wert darauf, dass diese Stücke über den Umgang mit dem Fremden, über Integration und Migration österreichweit aufgeführt werden. Was beträchtliche logistische und finanzielle Belastungen mit sich bringt und nur mit einem gehörigen Maß an Selbstausbeutung durchführbar war und ist.

Der heurige dritte Teil der Trilogie unter dem Titel „Flugpunkt“ stellt eine Art Synthese der beiden vorangegangenen Produktionen dar. Das zentrale Thema ist der Topos des „Ankommens“, dargestellt in der Metapher des Vogelflugs. Die SchauspielerInnen, teils mit, teils ohne Migrationshintergrund, erzählen die schmerzhafte, komische, tragische, poetische und banale Geschichte vom Daheimsein und Fremdsein für ein österreichisches Publikum in allen Bundesländern weiter.

Eine neue Komponente im künstlerischen Gestaltungsprozess stellt heuer die Einbeziehung eines Schriftstellers dar, dem Wiener Autor Philipp Weiß, der dem Stück eine definitive poetische Form verleiht. Neu ist auch das Instrument der „Werkstätten“, in denen sich die TeilnehmerInnen den Grundthemen des Projekts auf unterschiedliche Weise nähern.

Premiere ist in Graz am 6. Oktober, in Wien am 20. November; Auftritte in allen österreichischen Bundesländern.
Weitere Infos und Termine: www.cocon-kultur.com

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