Damals & heute – Unterkunft und Bildung

Von Redaktion · · 2017/05

„Fortschritt“ und „Entwicklung“ sind heute umstrittene Begriffe. Aber niemand im Dorf Sabtenga würde wieder so leben wollen wie 1985. Einst und jetzt, ein Vergleich von NI-Redakteur Chris Brazier.

Unterkunft: Vom Stroh zum Wellblech

Die physische Erscheinung des Dorfs hat sich über die Jahrzehnte wesentlich verändert. Das Foto von 1985 zeigt eine traditionell angelegte „Concession“, wie das Gehöft einer Familie hier genannt wird – runde Häuser mit Strohdächern und Lehmwänden (in der Kolonialzeit abschätzig als „Lehmhütten“ bezeichnet), die sich für das westliche Auge sehr malerisch ausnehmen.

Solche strohgedeckten, runden Hütten gibt es nach wie vor, doch sie werden vermehrt als Lagerraum, als Ställe oder als Unterkunft für Kinder benutzt. Wer es sich leisten kann, bevorzugt rechteckige, aus Ziegeln gemauerte Häuser mit einem Wellblechdach. Diese Dächer verwandeln die Häuser zwar eher in Brutkästen, doch sie halten weit länger als Strohdächer und sind in der Regenzeit auch wasserdichter – abgesehen davon, dass es das nötige Stroh im Gegensatz zu früher einfach nicht mehr gibt.

1995 träumte Mariama von genau einem solchen neuen Haus und beschloss, das Geld, das sie als meine Übersetzerin verdiente, dafür beiseite zu legen – jede Frau hat ihr eigenes Haus, auch wenn sie es mit ihren Kindern teilt. Dieses Haus wurde auch gebaut, fiel aber 2008 einem Unwetter zum Opfer. Ihr heutiger Wohnsitz, in dem sie zusammen mit ihrer Tochter und ihrer Schwiegertochter lebt, ist weit beeindruckender, größer als der ihres Mannes, und verfügt sogar über einen dekorativen Oberputz.

Bildung: Eine neue Sekundarschule

1985 gab es in Sabtenga keine Schule – die wenigen Kinder, die damals eine Schule besuchten, mussten dazu rund vier Kilometer bis Garango gehen. 1995 hatte das Dorf bereits eine Grundschule, allerdings nur mit drei Klassenzimmern, was bedeutete, dass nur alle zwei Jahre ein neuer Jahrgang Siebenjähriger aufgenommen werden konnte. Bis 2005 kamen weitere drei Klassenzimmer hinzu. Das Geld dafür stammte aus einem Schuldenerlass, der Burkina Faso im Rahmen der HIPC-Initiative* unter der Bedingung gewährt worden war, die frei werdenden Mittel für Gesundheit und Bildung einzusetzen.

Heute verfügt das Dorf auch über eine Sekundarschule (siehe Foto). Zu Beginn wurde nur ein Jahrgang unterrichtet, mittlerweile (im vergangenen September) wurde der dritte Jahrgang aufgenommen. Nun sollen drei neue Klassenzimmer hinzukommen, um die weitere Expansion der Schule zu ermöglichen. Zu den SchülerInnen gehört übrigens auch Mariamas jüngste Tochter Zahara.

Copyright New Internationalist

*)    Im Rahmen dieser Initiative gewährten Weltbank und Internationaler Währungsfonds den am höchsten verschuldeten armen Ländern unter gewissen Bedingungen einen teilweisen Schuldenerlass (Anm. d. Red.).

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