„Den Geist des Büffels zu den Menschen bringen“

Von Andrea Hiller und Jürgen Plank · · 2007/02

Der Sonnentänzer Pablo Russell von der indigenen Gruppe der Blackfoot-Blood spricht über deren traditionelles Konzept von Krankheit. Die Blackfoot-Blood leben im US-Bundesstaat Montana und in der kanadischen Provinz Alberta.

Südwind: Wie sieht das Blackfoot-Blood-Konzept von Krankheit und Gesundheit aus?
Pablo Russell:
Eine Krankheit kann vieles sein, es heißt einfach, dass man nicht gesund ist. Man kann Krebs, Herz- und Lungenkrankheiten oder Arthritis haben. Krankheiten können emotional sein, man hat Narben von früheren Beziehungen. Man kann spirituell von Lehrern oder Priestern missbraucht worden sein, spirituell – und es fällt einem daher schwer, jemandem zu vertrauen. Manche sind mental krank und leben in ihrer eigenen Welt. Man muss zur Wurzel der Krankheiten gehen und mit dem psychologischen Aspekt der Krankheit arbeiten. Man kann die physische Krankheit bekämpfen, aber sie wird wieder auftauchen.

Wie ist der Zusammenhang zwischen Tanz, Gesang und Heilen bei den Blackfoot?
Ja, man singt für die Geister und sie tanzen. Beim Tanzen heilen sie Menschen: Man lädt sie ein und bittet sie, Kranke zu heilen. Dann trommelt und singt man für die Geister. Auf ihre ganz eigene Weise heilen sie Kranke, die in diesem Moment behandelt werden. Wir können nicht sagen, wie sie das machen. Sie haben ihre Wege dafür und das respektieren wir. Es ist nicht gut, zu neugierig zu sein. Wir wissen nur, dass sie Menschen behandeln und das genügt uns.

Du machst seit rund 20 Jahren Sonnentanz. Was passiert dabei?
Beim Sonnentanz opfert man seinen Körper dafür, dass eine Krankheit geheilt wird, egal ob sie einen selbst betrifft oder jemand anderen. Sobald dieser Schwur geleistet wurde und es offiziell ist, einen Sonnentanz zu machen, wird sich der Zustand der kranken Person auf wundersame Weise verbessern. Wenn der Sonnentanz beginnt, ist der Kranke schon auf einem guten Weg der Besserung. Dann muss man seinen Teil der Abmachung einhalten, man muss vier Tage lang tanzen, ohne Essen und ohne Wasser. An diesem Punkt hört die Abmachung allerdings nicht auf, die Verpflichtung, Sonnentänzer zu sein, gilt für vier Jahre. Es ist ein sehr restriktives Leben und eine sehr traditionelle Art zu denken und zu leben.

Stimmt es, dass du einer Vision folgst: Dein Wissen zu Menschen in der ganzen Welt zu bringen?
Meine Vision war anders, sie lautet: Den Geist des Büffels zu den Menschen bringen. Damit sie die Kraft des Büffels haben können. Denn der Büffel ist das einzige Tier, das sich einem Sturm entgegenstellen kann. Es ist noch immer im Menschen, dass er sich den Stürmen des Lebens, seinen eigenen Stürmen – genau wie ein Büffel – stellen und vor diesen nicht immer davon laufen soll. Meine Kultur und Tradition zu lehren, ist ein Nebenaspekt. Europäer können keine Indianer sein. Aber der spirituelle Hintergrund hier muss aufgeweckt werden. Ihr habt eure eigenen Elfen und Heinzelmännchen, ihr habt eure Holz-, Wasser- und Tiergeister. Eure eigenen Geister, gute wie böse. Ich möchte euch helfen zu verstehen, wie ihr eure eigenen Geister wecken könnt, für eure und für die nächste Generation.

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