Denkmahnmal

Von Nadia Baha · · 2021/Mai-Jun
© Wikimedia Commons/Kasa Fue, CC BY-SA 4.0


Ewig umstritten, neue Idee: Eine Initiative rund um den Gründer der „Bierpartei“, Marco Pogo, will die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Platz in Dr.-Hugo-Portisch-Platz.

Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich. Im Original geht das Zitat aber noch weiter, es heißt: Nos et mutamur in illis. Und wir ändern uns mit ihnen. Manche Jugendliche würden fragen: Ernsthaaffft? Wir ändern uns? Mutamur? Naja, manche murren nur.

Murren ist eine politische Kategorie geworden, online und offline. Das Murren ist vom Haten oft nur einen virtuellen Steinwurf entfernt. Tut auch weh.

Aber manche von uns ballen nicht mehr nur die Fäuste, sondern nehmen Hammer und Fäustel zur Hand. Hammer und Sichel ist sowas von vorgestern. Jemanden vom Sockel stoßen ist längst nicht mehr nur eine metaphorische Phrase. Es wird umgesetzt. In vielen Städten rund um den Globus landeten Statuen oder zumindest Teile davon im Fluss. Statt Asche zu Asche, Stein zu Wasser.

Vielerorts, auch in Wien, wurden die Spraydosen gezückt und Statuen mit Graffitis der besonderen Art bedacht. Ist es „eine Schande“, „Schade“ auf ein Denkmal, eine Statue zu sprayen oder ist das Verhalten des Statuierten die wahre Schande? Es ist jedenfalls eine Denkbemalung.

Ist das Geschichte, oder kann das weg? Eine Frage, auf die es nicht nur eine Antwort gibt. Stehenlassen und so tun, als wär nix gewesen? Erklären? Alles in den Boden stampfen? Sich in Grund und Boden genieren? Welche Strategie ist die richtige? Hier gibt es keinen Joker. Nur sein Grinsen.

Plätze sind da leichter zu handhaben. Oder? Hier bietet sich eine Umbenennung an, da meistens sehr gesichts-, aber nicht geschichtslos. Doch auch hier stellt sich die Frage: Den alten Namen komplett streichen, oder sichtbar streichen und unten den neuen Namen anbringen? Schon wieder so viele Entscheidungen.

Dann doch lieber: Alles wie immer. War ja schon immer …

Tempora muta …, na das wird noch dauern!

Nadia Baha schreibt, übersetzt, organisiert, menscht. Hat kein Smartphone, aber jede Menge Ideen. Dance in solidarity with two left feet!

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