„Der ökologische und soziale Schaden bleibt.“

Von Redaktion · · 2014/10

Die EU will mit Offsetting gegen Biodiversitätsverlust vorgehen. Warum das als Mittel nicht geeignet ist und eine Kampagne dagegen läuft, erklärte Magdalena Heuwieser dem Südwind-Magazin.

Südwind-Magazin: Ist es nicht positiv, wenn die EU-Kommission sich des Themas Biodiversitätsverlust annimmt?
Magdalena Heuwieser:
Ja, das ist höchst wichtig. Allerdings werden dazu immer mehr marktbasierte Instrumente eingeführt. Existierende Umweltgesetze werden damit in Preise umgewandelt. Ein Beispiel ist der Emissionshandel. Oder eben Biodiversitäts-Offsets. Die EU versucht, diese über die „No Net Loss Initiative“ einzuführen. Insgesamt wird viel Energie in die monetäre Erfassung des sogenannten Naturkapitals gesteckt.

Dies ist gefährlich, weil Natur dadurch immer mehr zu einer Ware wird, sich Reiche dadurch Naturzerstörung leisten können und diese Maßnahmen selten zu tatsächlichem Schutz führen. Teilweise wird dadurch von wirklichen Lösungen abgelenkt.

Worum geht es bei der No Net Loss-Initiative der EU?
Die Initiative ist Teil der „Strategie 2020“ und setzt vor allem auf Offsetting. Damit sind Ausgleichs- oder Kompensationsmechanismen gemeint. Die Zerstörung von Biodiversität auf einer Fläche soll auf einer anderen Fläche ausgeglichen werden.

Offsetting erzeugt die Illusion, dass wir fortfahren können, Land so exzessiv zu verbrauchen. Doch der ökologische und v.a. auch soziale Schaden bleibt. Abgesehen von praktischen und ethischen Problemen bei der Berechnung.

Gibt es auch Fälle, wo Ausgleichsmaßnahmen sinnvoll sind?
Manchmal wird auch von Ausgleichsmaßnahmen gesprochen und dabei eine Art von Subvention gemeint, z.B. das Zahlen von Geld an Bauernhöfe, damit diese die Almflächen erhalten können. Das kann durchaus sinnvoll sein. Dazu muss keine Natur mit dubiosen Mitteln berechnet und „offgesettet“ werden und der Markt hat keinerlei Kontrolle darüber. Die EU hat aber ganz andere Pläne mit ihren Offsets.

Was können Einzelpersonen tun?
Wichtig ist erstmal, nicht alles, was „grün“ aussieht, von vornherein zu akzeptieren. Hinsichtlich der „No Net Loss“ Initiative kann man bis 17. Oktober an einer EU-Konsultation teilnehmen, aber auch kritische Stellungnahmen unterzeichnen. Wichtig wird auch der kommende Klimagipfel (COP 21) in Paris. Wir müssen zeigen, dass die Ursache der Probleme darin liegt, dass wir über unsere Verhältnisse produzieren und konsumieren.
Christina Bell

Magdalena Heuwieser koordiniert das Projekt Finance and Trade Watch, das sich als Teil eines europaweiten Netzwerks kritisch mit der „Finanzialisierung“ der Natur beschäftigt. www.ftwatch.at

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