Der Trump im Raum

Von Thomas Schmidinger · · 2025/Jan-Feb
Foto einer Orange mit blonden Haaren als Karikatur von Donald Trum.

Was Trump 2.0 und seine erratische Außenpolitik für den Globalen Süden bedeuten könnten.

Der designierte US-Präsident Donald Trump war schon in seiner ersten Amtszeit dafür bekannt eine erratische Außenpolitik zu betreiben. Trump galt als jemand, der keine klare Strategie oder außenpolitische Ziele verfolgte. Stattdessen ließ er sich häufig von der Meinung der Person beeinflussen, mit der er zuletzt persönlichen Kontakt hatte.

Gelang es den Kurd:innen intensiven Kontakt zu pflegen war er pro-kurdisch, telefonierte er mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ordnete er mal schnell den Rückzug aus Nordsyrien an und lieferte damit die Kurd:innen dem türkischen Angriff aus. Diese Wankelmütigkeit hat die USA schon in Trumps erster Amtszeit viel an internationaler Glaubwürdigkeit und damit auch viel an internationalem Gewicht gekostet.

Wenn es überhaupt eine Generallinie des neuen Präsidenten gibt, dann die, sich möglichst auf die USA zu konzentrieren und sich wenig um die internationale Politik zu kümmern. Für Syrien hat Trump bereits unmittelbar nach dem Sturz des langjährigen Diktators Baschar al-Assad angekündigt, dass sich die USA dort nicht einmischen werden. Ob dies tatsächlich der Fall sein wird, hängt jedoch nicht allein von Trump ab.

Denn: Die Außenpolitik der USA wird nicht nur vom Präsidenten gemacht. Außenministerium und Pentagon werden ein gewichtiges Wort mitzureden haben, gerade wenn ein unberechenbarer Präsident im Weißen Haus sitzt.

Mehr Chaos. Sollten sich die USA unter Trump tatsächlich mehr mit sich selbst beschäftigen und weniger interventionistisch werden, könnte dies für einige Staaten des Globalen Südens ein Segen sein. In Lateinamerika würde nach den Erfahrungen der vergangenen 80 Jahre vermutlich niemand außer einigen korrupten Eliten den USA nachtrauern. In anderen Weltgegenden muss das jedoch nicht notwendigerweise etwas Gutes sein. Weniger USA heißt unter Umständen mehr China. Vor allem bedeutet der Wegfall einer Supermacht aber, dass wir in einem sehr viel chaotischeren Weltgefüge leben werden als bisher. Eine solche Weltordnung wird nicht unbedingt eine multipolare mit mehr internationalen Institutionen der Konfliktregelung sein, sondern kann auch eine sehr viel gewaltsamere sein, mit einer Rivalität zwischen verschiedenen regionalen Hegemonialmächten, die zumindest in den kommenden Jahren gewalttätigere Konflikte austragen werden.

Durch den menschengemachten Klimawandel verschärfte Ressourcenkonflikte in Kombination mit dem Wegfall eines vorherrschenden Players, bedeuten schlicht und einfach mehr Kriege, auch und besonders im Globalen Süden. Als neue Ordnungsmächte könnten sich Staaten etablieren, die nicht einmal mehr theoretisch den Anspruch erheben, demokratisch zu sein.

Bis zu einer stabilen Weltordnung wird allerdings noch viel Wasser die Wolga hinunterfließen. Dass dabei der Rückzug der Supermächte nicht zwingend mehr Souveränität für die Staaten des Globalen Südens bedeutet, zeigt der jüngste Fall Syrien: Russland hat Assad fallen lassen und Trump kündigt Nichteinmischung an. Das macht den Weg frei für Forderungen der Nachbarstaaten: Die Türkei und Israel melden nun verstärkt Ansprüche an.

Thomas Schmidinger ist Politikwissenschaftler an der University of Kurdistan Hewlêr (UKH) im Irak und der Universität Wien und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie.

© Marie Kreutzer

Thomas Schmidinger ist Politikwissenschaftler an der University of Kurdistan Hewlêr (UKH) im Irak und der Universität Wien und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie.

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