Der weiße Tiger

Von Renate Sova · · 2009/04

Aravind Adiga

Roman. Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Beck Verlag, München 2008 (2009 8. Auflage!), 319 Seiten, € 19,90

Balram Halwei ist erfolgreicher Unternehmer eines Call-Centers, philosophischer Mörder seines Herrn, kritischer Betrachter der indischen Gesellschaft und stolzer Sohn eines Rikscha-Fahrers. Munna heißt einfach Bub auf Hindi, und so wurde Balram als Kind genannt. Einen anderen Namen bekam er von den Eltern, armen Leuten aus Laxmangarh in Bangalore, nicht. Sein Lehrer nannte ihn Balram, und Halwai heißt er nach seiner Kaste der Zuckerbäcker.
Der weiße Tiger ist ein sehr seltenes Tier. Balram identifiziert sich mit ihm, da er in der Schule außergewöhnlich erfolgreich ist. Doch trotz seiner besonderen Begabungen wird er sehr jung von seiner Großmutter von der Schule genommen, um als Diener im Teehaus ein paar Rupien zu verdienen. Er merkt schon früh, dass den Reichen zuzuhören besser ist als sie zu bedienen.

Dies alles steht in den ausführlichen Briefen, die er an den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao geschrieben hat. Denn als Balram erfährt, dass dieser nach Indien kommt, um erfolgreiche Unternehmer kennen zu lernen, setzt er sich sieben Nächte hin und schreibt in ebenso vielen Briefen seine Lebensgeschichte auf. Er erklärt Wen Jiabao darin, warum dieses Jahrhundert das des gelben und braunen Mannes sein wird, und vergleicht die indische Gesellschaft mit einem großen Hühnerkäfig, in dem die Bevölkerung durch die Traditionen, durch Politik und Korruption eingesperrt ist. Die LeserInnen lernen das Indien der armen Leute, der Küchenschaben, Prostituierten und Call-Center kennen. Die gängigen Klischees wie Saris, Bollywood und Mystik lässt der Autor beiseite.
Der Roman „Der weiße Tiger“ von Aravind Adiga ist ungewöhnlich und aus diesem Grund wohl auch so erfolgreich, denn der junge Autor hat für sein Erstlingswerk gleich den renommierten „Booker Award 2008“ gewonnen. Das Buch führt auch die „Weltempfänger“-Liste an (siehe SWM 3/ 2009, S.40).
Er nimmt die Korruption, das Kastensystem, die sklavenähnliche Haltung von Dienern, die Religionen und vieles mehr, was die indische Gesellschaft ausmacht, kritisch unter die Lupe und hat dabei einen unterhaltsamen, humorvollen Roman geschaffen. Wie Balram dem Hühnerkäfig entflieht und was es mit dem weißen Tiger auf sich hat, lesen Sie am besten selbst!

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