Dorothea Nürnberg: … heimgekehrt unter das kreuz des südens

Von Werner Hörtner · · 2002/05

Impressionen aus dem Regenwald. Mit färbigen Illustrationen im Text. Haymon Verlag, Innsbruck 2002, 98 Seiten, 19,90 €

Amazonien, Wald, Indígenas – die lyrischen „Impressionen aus dem Regenwald“ von Dorothea Nürnberg vermitteln eine sinnliche Begegnung mit einer der letzten geschlossenen Naturlandschaften unseres Planeten und ihren UreinwohnerInnen, eine Begegnung mit Menschen, deren Weltbild sich von dem unseren diametral unterscheidet, das sich jedoch für die Autorin bald als „dem eigenen Wesen, der eigenen Psyche innewohnende Bewusstseinswelt“ eröffnet.
Europäische Reisende pflegen ihre Amazonas-Erfahrungen in Berichten niederzuschreiben, die je nach der Zunft des Autors mehr oder weniger abenteuerlich oder ethnographisch geprägt sind. Ist es gewagt anzunehmen, dass ein sensibler weiblicher Blick den Regenwald-Kosmos anders erlebt – und somit auch anders darstellt? Das vorliegende Buch spricht jedenfalls für diese Annahme.
Lyrik steht in ihrer Dichte und Gefühlsintensität dem Sehen mit dem Herzen wohl am nächsten. Und so lässt uns die Lyrikerin mit ihren poetischen, atmosphärischen Sprachbildern teilnehmen an diesem Sehen, lädt uns ein zum Miterleben des erwachenden Regenwaldes im „vogelschrei-flirrenden Morgenrot“, der kühlen Nächte mit Tanz und Trommelklang, entführt uns in einer berauschenden Zeitreise ins amazonische Wasserland, dieser „Gen-Schatzkammer der Erde / Kronjuwel der Schöpfung / Artenparadies“, das jedoch in seinem Bestand gefährdet ist durch die Brandwolken westlicher Unterwerfungs-Mentalität: „Erstickungsgefahr / unter dem Druck / der enger sich windenden Schlangen / weiß / gierig / unachtsam / und liebe-kalt“.
Dorothea Nürnbergs eindrucksvolle lyrische Annäherung an die Welt Amazoniens wird begleitet von einem Text von Higino Tenório, einem Führer des Tuyuka-Volkes, über Lebensweise und Wissen der „Töchter und Söhne der Steinschlange“. Farbenfrohe Aquarelle von Feliciano Lana, einem Künstler der Desana, illustrieren den Band, ein Essay der Autorin schildert ihren Weg nach und ihre Begegnung mit Amazonien, das sie bisher mehrmals bereist hat.
Ein Lob auch an den Innsbrucker Verlag für die schöne Edition.

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