
Von: Thomas Seifert
Betreff: Grenzen
Liebe Redaktion,
der Grenzübergang Ruzizi I, Cyangugu (Ruanda) liegt schon hinter uns, der Geländewagen steht nun auf der „Avenue Président Mobutu“, was zwar nach Grandeur klingt, aber keine ist. In Ruanda war die Straße bestens in Schuss, in der Demokratischen Republik Kongo ist das Asphaltband einer Piste gewichen. In Ruanda nehmen die Grenzbeamten Fingerabdruck-Scans und tippen auf ihren Computertastaturen, in Kongo schreiben sie in dicke, schon speckig gewordene Grenzübertritts-Bücher. Eine kurze Fahrt über eine Brücke ist die Reise in eine andere Welt.
Wie kann das sein? Kann eine dünne Linie auf einer Landkarte eine so große Bedeutung haben? Ja, das kann sie.
Ruanda war nach dem Genozid im Jahr 1994 und dem Sieg der Tutsi über die „Génocidaires“ der erklärte Liebling der Hilfsorganisationen, und die Regierung war zumindest anfangs effizient und erfolgreich – auch wenn in den letzten Jahren die Kritik an Präsidenten Paul Kagame lauter geworden ist. Der Kongo kommt hingegen seit einem halben Jahrhundert nicht zur Ruhe. Von Bukavu – der Stadt gleich hinter dem Grenzübergang Ruzizi – ist es sehr, sehr weit in die Hauptstadt Kinshasa. Das Land ist geplagt von Korruption und Bürgerkrieg. Nachbarn und auch internationale Mächte haben es auf die reichen Bodenschätze abgesehen. Wer in Europa nach weniger Staat ruft oder den Einfluss von Regierungen beklagt, der sollte an diese Grenze fahren. Der Vergleich würde das eigene Weltbild ins Wanken bringen.
Liebe Grüße, Thomas
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