E-Mail aus: Iran

Von Redaktion · · 2016/05

Von: Eva Maria Teja Mayer

Betreff: Gastfreundschaft nicht gern gesehen

Liebe Redaktion!

Reza Memar, 42, hat seine Lebensaufgabe gefunden: Der Friedensaktivist und bekennende Atheist(!) gilt als „Vater des Couch-Surfing“ im Iran. Traditionelle Gastfreundschaft liegt ihm besonders am Herzen.

Ich traf ihn im „Khayyam-Haus“ in Teheran; einem „Ort der internationalen Begegnung für Poesie-Abende, gemeinsames Musizieren und Gedankenaustausch“, so Reza. In dem 100 m² großen Kellerareal im Haus eines Cousins können bis zu 15 Menschen ohne Gebühr übernachten. Auch Diskussionen und Konzerte finden im und rund ums Haus statt.

Der überzeugte Pazifist bezeichnet das Kaspische Meer als „Friendship Sea“ und den Persischen Golf als „Peace Gulf“ – für Hardliner ein Affront. Trotzdem vertritt er seine Ideen auch außerhalb Irans. „Wenn ich besorgten Beamten erkläre, was ich tue, begegnen sie mir meistens höflich“, erzählte er mir.

Leider stieg in den letzten Monaten der Druck auf Couch-Surfing-Gastgeber im Iran massiv an, einige sahen sich veranlasst, sich schriftlich gegen das Beherbergen von Ausländern zu äußern. Wenn man jemals Ähnliches von ihm lese, sei entweder sein Account gehackt worden oder er wurde dazu gezwungen, sagte mir Reza grimmig. Informellem Druck wolle er sich keinesfalls beugen: „Wenn sie mich deswegen verhaften wollen, bitte sehr – es ist mir eine Ehre, wegen Gastfreundschaft verfolgt zu werden.“

Liebe Grüße, Eva

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