
Von: Markus Schönherr
Betreff: Verstaubt auf Sansibar
Liebe Redaktion,
die Fähre legt auf Sansibar an, wir landen in der Altstadt. GewürzhändlerInnen teilen sich hier die verwinkelten Gassen mit traditionellen Kaffeehäusern. Abends geht es in die Mercury Bar – benannt nach Freddie Mercury, Sänger der Popband „Queen“, der 1946 auf der Gewürzinsel zur Welt kam. Die Taverne ist beliebt bei TouristInnen. Die Cocktails schmecken, die untergehende Sonne färbt das Meer rot. Man will nicht wahrhaben, dass ein Jahr zuvor radikale Islamisten die Bar stürmten und Granaten unter die Gäste warfen. Seit knapp zehn Jahren schürt Uamsho, eine Gruppe fundamentalistischer Separatisten, Angst. Ihr Name bedeutet „das Erwachen“ – eine Metapher für ihr Ziel, die überwiegend islamisch geprägte Insel von Tansania abzuspalten. In ihrem Bestreben, Sansibar von westlichem Einfluss abzuschotten, gehen sie über Leichen. 2013 töteten sie einen Priester und übergossen zwei britische Mädchen mit Säure.
Wir flüchten vor der Mittagshitze in Sansibars Nationalmuseum, ein heruntergekommenes Kolonialgebäude. Wer begrüßt uns dort? Kaiser Franz Joseph. Ihm gegenüber hängt ein Bild seiner Frau Sissi. Die beiden Gemälde wurden dem Sultan von Sansibar 1888 in Wien überreicht, als das Sultanat und die Habsburger ein Handelsabkommen unterzeichneten. Jetzt verstauben sie in einer dunklen Ecke des Museums.
Vergessen in einem Winkel – ist das die Abgeschiedenheit, die sich die Fundamentalisten für Sansibar wünschen?
Nachdenkliche Grüße, Markus
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