„Es geht um den Prozess“

Von Redaktion · · 2011/05

Das neue Gütesiegel TourCert soll als Branchenstandard für sozial und ökologisch gerechtes Wirtschaften im Tourismus etabliert werden. In Österreich ist bis jetzt nur ein Veranstalter zertifiziert, erzählte Andreas Zotz von der Naturfreunde Internationale im Gespräch mit Michaela Krimmer.

Südwind Magazin: Was steckt hinter dem Siegel TourCert?
Andreas Zotz:
Das TourCert-Siegel untersucht das gesamte wirtschaftliche Handeln von Reiseveranstaltern auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Mit der Zertifizierung müssen Reiseveranstalter einen umfassenden CSR-Prozess in Gang setzen. Das Unternehmen muss nachweisen, dass es entsprechende Managementstrukturen geschaffen hat und gewisse Daten regelmäßig erhoben werden. Ein Kernelement ist der Nachhaltigkeitsbericht, in dem gewisse Kennzahlen öffentlich dargestellt werden müssen. Auf dieser Basis wird ein Verbesserungsprogramm erstellt, das in einer gewissen Zeit erfüllt werden muss, um das Siegel zu behalten.

Welche Daten müssen erhoben werden?
Der Referenzrahmen ist die ISO 26000, die vorgibt, wie CSR messbar gemacht werden kann. Es gibt zehn Kernindikatoren, wie z. B. CO2-Emissionen pro Gast und Tag, Anteil des Reisepreises, der ins Reiseland fließt, etc. Die standardisierten Fragebögen füllen die Reiseveranstalter unter Rücksprache mit ihren Partneragenturen, Unterkünften und Reiseleiterinnen und -leitern vor Ort aus. Dabei geht es auch um Bewusstseinsbildung, indem der Veranstalter wahrscheinlich oft erstmals nach beispielsweise den Sozialstandards fragt oder wie mit dem Müll umgegangen wird.

Wie werden Sozialstandards in den Betrieben vor Ort kontrolliert?
Dies soll sehr stark über die Kundinnen und Kunden laufen. Da sich der Veranstalter mit dem Siegel positioniert, werden auch die Kunden ihren Blick dafür schärfen, was sie auf ihren Reisen erleben. Das soll ein Feedback-System erzeugen.

Schlechte Arbeitsbedingungen sieht man nur sehr schwer.
Im Augenblick liegt es nur am Reiseveranstalter, Maßnahmen zu setzen. Das ist ein Punkt, an dem das System weiterentwickelt wird. Es wird bereits ein Urgent Action-System, wie es bei Arbeitsrechtsverletzungen in anderen Branchen üblich ist, umgesetzt. Auch an anderen Überprüfungsmechanismen wird gearbeitet. Die Kontrolle ist und bleibt aber eine Herausforderung, denn eine vollständige externe Zertifizierung aller einzelnen Zulieferer ist beim komplexen Produkt „Tourismus“ nur sehr schwer möglich.

Welche Veranstalter werden ausgezeichnet?
Das Siegel steht allen Veranstaltern in allen Ländern offen. Im Augenblick sind die meisten zertifizierten Veranstalter aus dem deutschsprachigen Raum. In Österreich ist bis jetzt nur Weltweitwandern zertifiziert. Unsere Aufgabe in den nächsten Monaten wird sein, mehr Veranstalter in Österreich für TourCert zu gewinnen.

TourCert wurde in Zusammenarbeit von der Kontaktstelle Umwelt und Entwicklung (KATE), dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), der Fachhochschule Eberswalde in Deutschland und der Naturfreunde Internationale entwickelt.

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