EVANGELIKALE KIRCHEN

Lokales Gebet, Globale Identität
Von Michaela Krimmer · · 2009/12

Die evangelikalen Kirchen sind weltweit die Religionsgemeinschaft mit dem größten Wachstum. In Ländern des globalen Südens fühlen sich gerade die Armen in der neuen Heilserwartung gut aufgehoben. Der Boom der Evangelikalen ist jedoch ein viel zu komplexes Phänomen, als dass man es auf manipulierte FrömmlerInnen und rechtskonservative DämonenaustreiberInnen reduzieren könnte.

Die katholische Kirche klagt über Mitgliederschwund. Dabei ist es gar nicht schlecht bestellt um das Christentum – würde es nur einen Blick über den eigenen Tellerrand wagen. Denn weltweit verzeichnet es das größte Wachstum aller Religionen. Diesen Erfolg hat es nicht neuen Missionsbestrebungen der katholischen Kirche zu verdanken, sondern er geht auf das Konto der weltweit boomenden evangelikalen Kirchen. 20 Prozent der zwei Milliarden Christinnen und Christen gehören mittlerweile dem evangelikalen Glauben an. Boomregion Nummer eins ist der so genannte 10/40-Gürtel, die Länder des globalen Südens zwischen dem 10. und 40. Breitengrad. Der typische Christ von heute lebt nicht auf Sizilien oder in der Tiroler Bergwelt, sondern ist weiblich und lebt in einem der Armenviertel Rio de Janeiros, als Wanderarbeiter in China oder in der bürgerkriegsversehrten Bergwelt Guatemalas.

Zum Vergleich: Die römisch-katholische Kirche verzeichnet ein weltweites Wachstum von 0,5% im Jahr und der Islam von 1,4% – dieses Wachstum stützt sich jedoch stark auf hohe Geburtenraten. Die evangelikalen Kirchen führen die Liste mit einem jährlichen Wachstum von 4,7% an. Allein in China leben 40 Millionen Evangelikale, und ihre Zahl wächst um sieben Prozent jährlich. Das einst katholische Bollwerk Brasilien zählt allein 34 Millionen der für Lateinamerika geschätzten 85 Millionen Evangelikalen.

Sonntag Vormittag in Santo Domingo, Hauptstadt der Dominikanischen Republik: In das kleine Betonhäuschen, das als Kirche dient, trudeln langsam Menschen ein. Alle Frauen haben sich besonders schön herausgeputzt: Die Haare sind noch feucht vom Waschen, die Plastikschuhe vom Markt mit Fett auf Hochglanz poliert. Sie tragen Röcke, die unter dem Knie enden. Die Kinder werden mitgenommen und die Ehemänner geben auch ihr Bestes: Wenn das Geld schon nicht für einen Anzug reicht, so hat jeder ein Hemd an oder zumindest ein frisch gewaschenes T-Shirt. Die Kirchenband – Schlagzeug, Keyboard und E-Gitarre – hat bereits zu spielen begonnen. So laut, dass das Tratschen in der Kirchenbank unmöglich ist. Die Frau des Predigers verteilt Plastikblumen am Altar. Die Messe beginnt und wird bis in die späten Abendstunden dauern. Der Prediger wird immer lauter, schreit schon fast ins Mikrofon: "Wir müssen den Satan aus unserem Leid, unserem Leib und unserem Land vertreiben." Die Band donnert vor sich hin. Die ersten Gläubigen stehen auf und fangen an unverständliche Worte zu brabbeln. Andere fangen an zu weinen, manche wippen sich in Trance, andere danken lautstark dem Herrn. Die Messe ist auf ihrem Höhepunkt. Eine Messe wie sie genauso in einem Dorf in Ruanda oder in einem der Slums der indischen Stadt Kolkata stattfinden könnte.

Es ist nicht einfach, klare Definitionen für die Evangelikalen zu finden. Die gängigste stützt sich auf die evangelikale Entstehungsgeschichte: Als 1555 in Europa der Augsburger Religionsfriede es jedem Landesherren erlaubte, in die Religionsverhältnisse seiner Untertanen einzugreifen, flüchteten viele Protestanten – Frauen und Männer – nach Nordamerika. Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine konservative Selbstfindung innerhalb dieses Protestantentums, die Gott und die Bibel in den Mittelpunkt des Glaubens stellte. Die eifrige Verkündigung des Evangeliums und der Glaube an die Unfehlbarkeit der heiligen Schrift gaben den Gläubigen ihren Namen: Evangelikale. Sie nehmen die Bibel beim Wort und lassen keine Interpretationen zu. Strenge Gebote regeln das Sexualleben, Alkohol, Tabak oder nichtchristliche Musik sind verboten.

Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu Turbulenzen in den konservativen Gemeinden: Immer mehr Menschen fielen während der Messe in Trance oder sprachen "in Zungen". Für einen Teil der Gläubigen gab es keinen Zweifel: Der Heilige Geist persönlich fährt in die Menschen und treibt die Dämonen der Lust, Homosexualität oder Faulheit aus. Denn die Bibel prophezeit, dass kurz vor dem Weltende der Heilige Geist auf die Erde kommen werde – wie schon damals zu Pfingsten: Die Pfingstkirchen waren geboren. Das führte zu einem Bruch mit den Mittelschicht-Intellektuellen der puritanischen Evangelikalen wie den Methodisten, Baptisten oder Mennoniten, die in den ekstatischen Ausbrüchen ein Werk des Teufels sahen. Für die Pfingstler ist es dieses persönliche Erweckungserlebnis, das sie als neu geborene Christinnen und Christen mit neuem Bewusstsein erwachen lässt.

"Offiziell ist für beide, Pfingstler und Evangelikale, die Bibel oberstes Gebot. Doch praktisch ist bei den Pfingstlern das Geist- und Gotteserlebnis viel wichtiger", erklärt Jörg Haustein, Religionswissenschaftler an der Universität Heidelberg, an der der erste Lehrstuhl im deutschsprachigen Raum ausschließlich für evangelikale Bewegungen im globalen Süden eingerichtet wurde. Haustein: "Wenn einer Gläubigen prophezeit wird, sie soll Predigerin werden, ist das oberstes Gebot. Da kann dann auch kein Bibelspruch was dagegen sagen."

Als sich nach der politischen Unabhängigkeit vieler Länder im globalen Süden die europäischen Missionare zurückzogen, setzte die "zweite Welle", diesmal der evangelikalen, Missionare ein. Sie traten mit ihrer fundamentalistischen Verkündigung des Evangeliums einen Siegeszug an. Eine babylonische Vielfalt an Kirchen überspannt mittlerweile den Globus. Das Einende an dem weltweiten Netz evangelikaler Kirchen ist vor allem, dass sie sich selbst als Evangelikale oder Pfingstler bezeichnen und sich dadurch mit anderen Glaubensbrüdern und -schwestern verbunden fühlen. Die Grundsäulen des Glaubens sind neben der Unfehlbarkeit der Bibel und der Erlösung der Sünden durch den Heiligen Geist, das persönliche Eintreten für den Glauben: ein globales Netzwerk, das in seiner Praxis jedoch je nach Land, Region oder auch sozialer Schicht höchst unterschiedlich ist.

Die evangelikalen Kirchen, vor allem die Pfingstkirchen, sprießen in den Zwischenräumen, in die andere Religionen nicht eindringen: Orte, die stark von demografischen Veränderungen betroffen sind. Migration, die Bildung von Armenvierteln, aber auch (Bürger-)Kriege reißen Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld und führen zu einer größeren Individualisierung, die neue Möglichkeiten eröffnet – auch in Bezug auf die Religion. In Ländern Asiens, etwa in Nordost-Indien, Burma, Indonesien, Malaysia und z. T. auch in Thailand, treten auffallend viele ethnische Minderheiten der neuen Weltreligion bei. Die Evangelikalen bieten den Benachteiligten Hoffnung: Sie treten gleichzeitig in Protest, indem sie nicht der Weltreligion ihrer direkten Unterdrücker angehören. Trotzdem erlangen sie eine globale Identität. Die evangelikalen Kirchen spannen sozusagen ein Gegennetzwerk, das die Unterprivilegierten der Welt auffängt. Ähnliches passiert bei den indigenen Völkern Lateinamerikas. "Die Revitalisierung der indigenen Traditionen ist einfach nicht möglich", erklärt Paul Freston, Professor für "Religion und Politik im globalen Kontext" an der kanadischen Wilfrid Laurier Universität. In seinem Buch "Evangelikale und Politik" nimmt er einen weltweiten Vergleich der evangelikalen Kirchen vor. "Es sind eher intellektuelle Vertreter der Indigenen, die in diesen präkolumbischen Zustand zurückkehren wollen. Und währenddessen die Elite an einer Utopie bastelt, kümmern sich die Evangelikalen um die weniger privilegierten Indigenen."

Die Evangelikalen überraschen mit ihrer äußerst flexiblen Organisation. Genau darin liegt ihre Stärke, auf demografische Veränderungen einzugehen – im Gegensatz zur katholischen Kirche, die mit ihrem klerikalen und hierarchischen Überbau nur träge auf die schnellen Veränderungen der globalisierten Welt reagiert. Entstehen Unstimmigkeiten zwischen den Gläubigen, spaltet man sich ab: Neue Kirchen sprießen wie Pilze aus den Böden der Favelas, Barrios, Shanty Towns und Armenviertel dieser Welt, die dann Namen tragen wie Versammlung Gottes, Gott ist Liebe oder Universelle Kirche des Gottesreiches. "Das ist möglich, da es keinen Papst gibt, der das verbieten könnte", sagt Jörg Haustein. Möglich ist das auch, weil sich immer mehr Männer und Frauen als Prediger berufen fühlen: Die Kirchen funktionieren rund um LaienpredigerInnen, die durch ihr Charisma und ihre Fähigkeit, eine packende Messe zu gestalten, die Legitimierung durch die Gemeinde genießen.

Haustein weist darauf hin, dass das sich selbst regulierende System auch restriktiv ist: "Wenn man sich als Prediger mit seiner neuen Kirche zu sehr vom allgemeinen Mainstream der Evangelikalen wegbewegt, wird man von den anderen Kirchen gemobbt. Und schlechte Publicity vertreibt auch die Kirchenmitglieder. Und ohne die: keine Kirche. Und dann ist man den neuen Job als Prediger auch wieder los."

Es gibt für jeden einen Platz an der Sonne: Das ist die einfache und klare Botschaft der evangelikalen Heilsversprechen. Die Armen werden aufgefangen; und tatsächlich: Die Evangelikalen stehen normalerweise ein Stückchen besser da als der Rest der armen Bevölkerung, analysiert der Politikwissenschaftler André Corten in einem Artikel in Le Monde Diplomatique: "Dank dieser Kirchen existiert eine erzählerische Struktur, die vom weltweiten Erfolg der USA und des Neoliberalismus kündet. Damit wenden sich diese an den – im Regelfall armen – Einzelnen. Sie fangen den Schock der Strukturanpassungsmaßnahmen auf und geben den Bekehrten, was ganz im Sinne der Weltbank ist: Den Frauen mehr Rechte und den Männern Selbstvertrauen, die eigene Not überwinden zu können." Mit anderen Worten: Jeder ist für seinen wirtschaftlichen Erfolg selbst verantwortlich. Ein Glaube, der ganz in das neoliberale Zeitalter passt.

Evangelikale Kirchen bieten Gemeinschaft und Vertrauen, dort wo der Staat schon lange versagt hat (siehe Artikel S. 32/33). Sie wuchern an den armen Rändern der Städte des Südens und in den vernachlässigten landwirtschaftlichen Gebieten. Durch ihren Antifatalismus wollen sie das für viele unaufhaltsam wirkende ökonomische Schicksal aufheben. Denn, wie ein guatemaltekischer Prediger es formulierte: "Gott liebt die Armut nicht."

"Die Pfingstler leisten Entwicklungszusammenarbeit, aber nicht über eine politische Ebene", analysiert Jörg Haustein. Im informellen Zusammenschluss erträumen die Pfingstler gemeinsam neue Ideen und Strategien. Und wie nebenbei werden sie demokratisiert: In der Kirche und den Kirchengruppen lernen die Brüder und Schwestern, miteinander zu diskutieren, in der Öffentlichkeit zu reden, Treffen zu organisieren und einen Standpunkt zu vertreten. Durchaus wünschenswerte, demokratische Fähigkeiten. "Das ist jetzt hart zu sagen", fügt Haustein hinzu, "aber das ist weit politischer und radikaler als das, was die Befreiungstheologie in Lateinamerika macht."

Doch welche Ideologie verfolgen dann Evangelikale und Pfingstler? Rechts und konservativ, vermitteln uns die meisten Medienbeiträge – spätestens seitdem George W. Bush jun. mit Rückendeckung der evangelikalen Rechten in den USA Politik machte.

Bis Ende der 1980er Jahre wurde der Boom der Evangelikalen nur im Lichte bzw. im Schatten von zwei Dokumenten betrachtet: dem Rockefeller-Bericht 1969 und dem Dokument von Santa Fe, dem ideologischen Grundsatzpapier von Ronald Reagan. Darin wird von der drohenden marxistischen Unterwanderung der katholischen Kirche gesprochen, gemeint war die Befreiungstheologie. Als Gegengewicht setzte die USA auf die evangelikalen Kirchen. Eine "unheilige Allianz" aus CIA, Konservativen, Evangelikalen und Ölfirmen trieb die Spaltung indigener Gemeinschaften Lateinamerikas im Dienste des US-Imperialismus voran.

"Es gibt keinen Rauch ohne Feuer", äußert sich Paul Freston dazu. "Jedoch gilt das selbst unter linken Wissenschaftlern als überholte Verschwörungstheorie. Natürlich möchte die religiöse Rechte in den USA noch immer ihr Gedankengut exportieren", macht Freston einen Sprung zurück in die Gegenwart. "Die Rechte behauptet auch, an Einfluss zu gewinnen. Und die Linke macht den Fehler, das zu glauben. Doch beide haben Unrecht."

Seiner Meinung nach imitieren zwar gerade manche lateinamerikanischen Kirchen die religiösen und auch kulturellen Praxen der USA, doch stülpen die USA zumindest in dieser Hinsicht nicht ihren Willen über die Kirchen im Süden. Wichtiger sind hier wieder die lokalen Gegebenheiten und das religiöse Umfeld, wie eine Forschung zu Bushs "War on Terror" zeigt. In zehn Ländern des globalen Südens wurden evangelikale Gläubige nach ihrer Meinung zu Bushs Krieg in Afghanistan und im Irak gefragt. In den Philippinen und Nigeria, Ländern, in denen Christen und Muslime in starkem Konflikt zueinander stehen, waren die Befragten Befürworter der Strategie. In Lateinamerika jedoch waren sogar mehr Pfingstler gegen den Irakkrieg als VertreterInnen anderer Religionen. Erkenntnis der Studie: Auch wenn die Pfingstbewegung ihre Wurzeln in den USA hat, unterstützen Pfingstler und Evangelikale weltweit nicht bedingungslos die Politik der USA.

Tatsächlich sind die hunderttausenden Kirchen meist vollkommen autonom und finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge. Manche Kirchen beweisen sich als geschickte Investoren und verfügen über ein Milliardenvermögen (siehe Interview S. 36). Mittlerweile finanzieren Kirchen aus dem Süden den Bau von Kirchen in den USA, um der Religionsmüdigkeit des Westens entgegenzuwirken. "Afrikanische Revanche" nennen afrikanische Prediger dieses Phänomen: Die Leiter der am schnellsten wachsenden Kirchen in Nordamerika und Europa kommen immer öfter aus den Ländern des globalen Südens. Heute geht die evangelikale Missionierung eher von Süd nach Süd und sogar nach Nord – nicht umgekehrt. "Bei dem Wort Missionar denkt man an einen weißen Mann aus Europa oder den USA, der irgendwo in Afrika unterwegs ist", sagt Freston. "Heutzutage ist es wahrscheinlicher, dass ein Afrikaner in die USA geht, um zu missionieren – z. B. bei den ethnischen Minderheiten – als umgekehrt."



Eintreten für den eigenen Glauben ist einer der Glaubenspfeiler der Evangelikalen. Dazu gehört Engagement in der eigenen Gemeinde, jedoch auch, neue Kirchenmitglieder zu gewinnen. Neue Brüder und Schwestern für den richtigen Glauben zu gewinnen ist sicherlich eine wichtige Zutat des Erfolgsrezepts der Evangelikalen. Diesen Sommer berichteten Medien von einem Skandal rund um junge deutsche Missionarinnen: Eine junge deutsche Krankenschwester und eine Südkoreanerin wurden bei einer "Undercover-Missionierung" im Jemen von Muslimen ermordet. Ausgebildet wurde die Deutsche in der evangelikalen Bibelschule Brake in Deutschland, deren SchülerInnen vor den Kameras des ZDF offen sagten, dass sie bereit seien, für ihren Glauben in den Tod zu gehen. Durch verdeckte Missionierung im Irak oder unter dem Deckmantel einer humanitären Organisation soll die Bekehrung Ungläubiger vonstatten gehen. Von den Medien hoch gespielte Einzelfälle oder gängige Praxis? Die Wissenschaft, selbst in den USA, hat die Rolle von evangelikalen Nichtregierungsorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe noch wenig erforscht – und wenn doch, dann sehr unkritisch.

Denn eine der negativen Seiten des evangelikalen Glaubens sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen: Seine Anfälligkeit für Manipulation. Der evangelikale Glaube ist in seiner Methodik hypermodern und in seinem Inhalt primitivistisch. Die Gläubigen wollen zu einer ursprünglichen Kirche zurückkehren, so wie sie in der Bibel beschrieben wird, als die Christen eine marginalisierte Sekte waren. Das macht sie apolitisch und anfällig für Manipulation. "Traditionell kam die Manipulierung von außen", erklärt der kanadische Wissenschaftler Freston. "Ein Beispiel: In den 1980ern begann der Demokratisierungsprozess in Brasilien. Damals fragten sich die Prediger der Pfingstkirchen, warum die Manipulation nur von außen geschehen solle. Plötzlich kandidierten ihre eigenen Söhne für ein politisches Amt. Die Manipulation von außen wurde verinnerlicht." Der Versuch der Beeinflussung kann, muss aber nicht funktionieren. "Es gibt genügend Fälle, bei denen die Evangelikalen ihre Kandidaten gewählt haben und andere, bei denen der Kandidat von niemandem gewählt wurde", präsentiert Freston die Ergebnisse seiner weltweiten Forschungen. "Tatsache ist: Wir müssen endlich aufhören, Menschen, nur weil sie arm und wenig gebildet sind, als wehrlose Opfer zu sehen. Sie filtern ihre Informationen und treffen bewusste Entscheidungen. Auch wenn sie Evangelikale sind und auch wenn sie in die Wahlkabine gehen."

Mediale Pauschalisierungen der Evangelikalen werden der Komplexität des Themas nicht gerecht. Die Hybridität und die globale Identität des Phänomens, die Bedeutung des Kontexts vor Ort und das Versagen anderer kirchlicher wie staatlicher Institutionen werden bei leichtfertigem Abstempeln der Gläubigen verkannt. Es ist scheinbar einfacher, PfingstlerInnen als Fundamentalisten, Opfer des Neoliberalismus oder irrationale Ungebildete zu bezeichnen. "Die evangelikalen Kirchen bieten eine politische und emanzipatorische Perspektive und Möglichkeit, oft die einzige für Menschen im Süden", sagt der deutsche Religionswissenschaftler Haustein. "Und wer das nicht erkennt und nur denkt, die Menschen werden manipuliert, diesen Glauben anzunehmen und der CIA steckt hinter alle dem, der hat wirklich nichts verstanden von dem, wie das Leben der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika abläuft."



Buchtipps und Links

André Corten & Ruth Marshall-Fratani
Between Babel and Pentecost:
Transnational Pentecostalism in Africa and Latin America

Indiana University Press 2001

Paul Freston
Evangelicals and Politics in Asia, Africa and Latin America.
Oxford University Press 2008

Philip Jenkins
Gottes Kontinent? Über die religiöse Krise Europas und die Zukunft von Islam und Christentum
Herder Verlag 2008

Heinrich Schäfer
Kampf der Fundamentalismen. Radikales Christentum, radikaler Islam und Europas Moderne
Verlag der Weltreligionen (Suhrkamp) 2008

Interdisziplinärer Arbeitskreis Pfingstbewegung: www.glopent.net/iak-pfingstbewegung

Basic

Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!

  • 6 Ausgaben pro Jahr als Print-Ausgabe und/oder E-Paper
  • 48 Seiten mit 12-seitigem Themenschwerpunkt pro Ausgabe
  • 12 x "Extrablatt" direkt in Ihr E-Mail-Postfach
  • voller Online-Zugang inkl. Archiv
ab € 25 /Jahr
Abo Abschließen
Förder

Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.

Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

84 /Jahr
Abo Abschließen
Soli

Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!

Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

168 /Jahr
Abo Abschließen