Forumtheater und Demokratie in Indien

Von Redaktion · · 2012/04

Sanjoy Ganguly

Sachbuch. Hg. und übersetzt von Birgit Fritz. Mandelbaum Verlag, Wien 2011, 268 Seiten, € 19,90

„Ich lernte nicht durch Theorie, sondern durch Praxis, dass jeder Mensch ein angeborenes Bedürfnis hat, zu agieren.“ Diese Aussage von Sanjoy Ganguly, dem Gründer des größten und dauerhaftesten Forumtheaterprojekts der Welt, Jana Sanskriti (s. SWM 10/08), umfasst bereits einige der Hauptmerkmale, die diese indische Bewegung und dieses Buch ausmachen.

Ganguly, ursprünglich vom politischen Aktivismus kommend, bezieht sich in seiner Arbeit nicht nur auf den „Urvater“ des Forumtheaters, den brasilianischen Theateraktivisten Augusto Boal, sondern auch auf dessen Inspirationsquellen, die von Paulo Freire über die marxistische Lehre bis zu Bertold Brecht reichten. Trotz all dieser Vorbilder ist Jana Sanskriti eine ganz und gar in Indien (und v.a. im ländlichen Bereich von Westbengalen) verwurzelte Bewegung.

Ihre Zielgruppe sind die „einfachen Menschen“, denen institutionelle Bildung oft verwehrt bleibt, und die unterschiedlichste Formen von Unterdrückung erfahren. Essenziell für Jana Sanskriti ist neben der individuellen Bewusstwerdung von Unterdrückung jedoch immer auch deren Verortung im globalen Kontext. In seinen im Buch ebenso angesprochenen Reisen außerhalb von Westbengalen und nach Europa erlebte Ganguly, dass alle Menschen von irgendeiner Form von Unterdrückung betroffen sind. Hier wie dort steht für Jana Sanskriti das dialogische Lernen und Begegnen zwischen SchauspielerInnen und ZuSpielerInnen (eine Wortkreation von Augusto Boal aus dem Englischen: actor und spectator = spectactor) im Mittelpunkt.

In einer die LeserInnen wiederholt direkt ansprechenden Erzählweise, die geprägt ist von wundervollen Erfahrungen, Begegnungen und Selbstreflexion, erläutert der Autor seine in 27 Jahren gewonnene Überzeugung, dass diese Art von Theater „Beziehung, Demokratie und kollektives Handeln“ herstellen kann und „uns im Innen und Außen stärkt“.

Zusätzlich zu Gangulys anregendem Text vermögen es die einleitenden Beiträge von Ralph Yarrow, Gerald Faschingeder und der Herausgeberin Birgit Fritz, das Buch in einen entwicklungspolitischen und theatergeschichtlichen Kontext einzubetten.

Lesen sie mit „sanften Augen und hellem Herzen“ (Fritz), dann werden vielleicht auch Sie ein Stück ermächtigt!
Katharina Jetschgo
 

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