
Wie Arbeitskräfte aus den Philippinen als Maßnahme gegen den Personalmangel in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen u.a. vom Land Oberösterreich angeworben werden, das hat Marina Wetzlmaier im Frühjahr 2024 für das Südwind-Magazin berichtet. Jetzt berichtet sie von positiven Erfahrungen.
Einer der ersten Ausflüge in Wels führten die philippinischen Angekommenen in einen asiatischen Supermarkt. Zu wissen, wo sie die Zutaten für die Speisen finden, die sie in Österreich vermissen, war für die rund zwanzig Frauen und Männer besonders wichtig. Vor etwa einem Jahr begannen sie ihre Arbeit im Klinikum Wels-Grieskirchen. So wie viele andere Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wirbt das größte Ordensspital Österreichs Fachkräfte aus dem Ausland an, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.
Kleine Gesten, große Gefühle
Dass bereits seit vielen Jahren eine philippinische Kollegin im Klinikum arbeitet, war für alle ein Glücksfall. Durch sie erfuhr die einheimische Belegschaft, welche traditionellen Speisen für ein Willkommensessen geeignet wären. Und, dass sich die philippinischen Pflegefachkräfte über einen Reiskocher in ihren Dienstwohnungen freuen würden. Kleine Gesten, die ein Gefühl von Heimat vermitteln.
Um den neuen Mitarbeiter:innen den Start zu erleichtern und die bestehenden Teams auf die Kolleg:innen aus dem Ausland vorzubereiten, wurde die Stelle eines Integrationsbeauftragten geschaffen. Er unterstützt bei Behördengängen, der Organisation von Deutschkursen, vermittelt bei Problemen im beruflichen Alltag und begleitet den Nostrifikationsprozess (also die Anerkennung von Ausbildungszertifikaten, Anm.). Obwohl die philippinischen Pflegefachkräfte ein Studium auf Bachelorniveau mitbringen, müssen sie in Österreich eine Ergänzungsausbildung absolvieren, mit der sie zunächst als Pflegefachassistenz anerkannt werden. Danach können sie sich zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekraft weiterqualifizieren.
Gemeinsames Feiern
Über die philippinische Kollegin nahmen die neuen Fachkräfte schnell Kontakt zur bestehenden Community auf. In Wels und Umgebung leben seit über vierzig Jahren Menschen aus den Philippinen, vor allem Frauen. Viele kamen durch Heirat nach Österreich. Im Dezember organisierten sie eine große gemeinsame Weihnachtsfeier – mit Tänzen, Gesang und einer Tombola. Für die Fachkräfte war es das erste Weihnachtsfest ohne ihre Familien, die sie in der Heimat zurücklassen mussten. Sie arbeiten im Ausland, um ihre Angehörigen zu erhalten. Um das Schulgeld zu bezahlen, sowie medizinische Kosten oder Reparaturen am Elternhaus. Mit dem Gehalt, das sie in den Philippinen als Krankenschwestern verdient hätten, wäre das nicht möglich. Aus der Ferne kommunizieren sie jeden Tag über Messenger-Dienste mit ihren Kindern, Ehepartner:innen und den Eltern.
Trost und Anlaufstellen
Mit der philippinischen Community in Österreich zu feiern, die eigene Sprache zu sprechen, das vertraute Essen zu genießen und Ausflüge zu machen, bietet Trost und ein Zugehörigkeitsgefühl. In einem Land, dessen Kultur man nicht kennt, wo man den Dialekt der Einheimischen noch nicht versteht und das kalte Wetter einem zu schaffen macht. Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind Werte, die in der philippinischen Gesellschaft hochgehalten werden. Auch im Ausland. Umso wichtiger ist der Kontakt zu Personen, die ähnliche Situationen erlebt haben. Eine Anlaufstelle ist etwa der Bund philippinischer Gesundheitskräfte in Österreich. Ein Verein, der Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, vernetzt und vor allem eines schaffen will: Sichtbarkeit und Anerkennung für die philippinischen Menschen, die bereits seit Jahrzehnten das österreichische Gesundheitssystem bereichern.
Marina Wetzlmaier hat philippinische Wurzeln und lebt als freie Journalistin in Wels/Oberösterreich.
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