Hauptsache gesund?

Von Irmgard Kirchner · · 2013/12

Wenn es natürlich zugeht, werden auf 100 Mädchen 105 Buben geboren. Der Buben-„Überschuss“ wird durch deren höhere Sterblichkeit ausgeglichen. Heute liegt der weltweite Mittelwert bei 107 Buben auf 100 Mädchen. Global fehlen geschätzte 117 Millionen Frauen. Direkt erwürgt werden neugeborene Mädchen selten (aber auch das kommt vor). Häufiger wird das Wunschgeschlecht des Nachwuchses durch gezielte Abtreibungen oder absichtliche Vernachlässigung hergestellt. Berührende Geschichten von Müttern und harte Fakten finden Sie auf den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben.

Am verzerrtesten ist das Geschlechterverhältnis in Indien, China sowie in einigen Kaukasusländern – mit weitreichenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Spürbar werden diese spätestens dann, wenn die Buben ins heiratsfähige Alter kommen. Selbst wenn es rasch zu einer radikalen Trendumkehr kommt, werden die Folgen noch bis zum Jahr 2050 spüren sein.

Es ist ein Irrtum zu glauben, die rar gewordenen Frauen würden von der Situation profitieren. Gewalt gegen Frauen, die sich gegen diese Praxis wehren – seitens der Ehemänner oder der Verwandten –, Mädchenhandel, Zwangsheirat und Kinderheirat nehmen zu.

Mühsam erkämpfte Rechte wie das Recht auf Abtreibung müssen verteidigt werden. Konservative Kreise argumentieren damit, ein Abtreibungsverbot würde Geschlechterselektion verhindern. Doch auch für „überschüssige“ Männer, zumindest für wenig wohlhabende, ist die Situation nicht rosig.

In mindestens 36 Ländern ist die vorgeburtliche Geschlechterselektion zumindest offiziell verboten. Staaten wie China und Indien fördern Familien mit Mädchen. Gleichzeitig ist Geschlechterselektion auch ein Milliardengeschäft – legal für beteiligte Ärztinnen und medizinische Einrichtungen und illegal für Profiteure aus dem Menschenhandel.

Die gute Nachricht: Eine Trendumkehr ist möglich und zwar ziemlich schnell, wie das Beispiel Südkorea zeigt. Sie ist untrennbar mit einer Stärkung der Position von Frauen in Gesellschaft und Wirtschaft verbunden.

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